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1. Bd. 2 - S. 273

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich. 273 mutter, Gold und Silber, welches alles mit so vieler Auswahl einge- legt und eines mit dem andern gemischt ist, daß man nicht weiß, was man am meisten bewundern soll — die Kostbarkeit des Materials oder die Kunst der Arbeit, In Jerusalem ist gleichsam jeder Fuß breit heiliger Boden, es giebt nicht ein Haus, das nicht seine fromme Sage hatte, nicht einen Stein, an den sich nicht eine geweihte Erinnerung knüpfte, nicht eine Grotte oder Quelle, die nicht der Schauplatz einer heiligen Erzählung wäre. Pilatus Pallast, das Haus des Kaiphas, die Grotte, in der Petrus, da er den Herrn verleugnet hatte, weinte, die Quelle, an welcher der Erlöser zum erstenmal Marien begegnete, das sind nur einige von den denkwürdigen Orten, die das bewegte Gemüth, bei jedem Schritte, den man in der heiligen Stadt thut, begrüßen. Aber unter allen Gegenständen innerhalb der Ringmauern zieht keiner den Pilger so mächtig an, als das heilige Grab. Die Kirche des heiligen Grabes, wiewohl sie nur inwendig etwa 70 Schritte breit und 120 lang ist, umfaßt jedoch in ihrem Umkreise, wie man vorgiebt, alle die Orter, die durch den Tod, das Begräbniß und selbst durch die Auferstehung des Erlösers merkwürdig und gehei- ligt worden sind. Sie ist von dem Franziskaner-Kloster etwas über | Viertelstunde entfernt, und hat auf der Eingangsseite einen etwa 80 Schritte langen und eben so breiten Vorhof oder Platz vor sich, der mit den Tischen von Reliquien-, Krucifix- und Rosenkränzverkäu- fern bedeckt ist. An den andern Seiten stößt sie an eine Moschee und an eine zusammenhängende Reihe von Häusern der Muhameda- ner. Diese Kirche, welche viele Jahrhunderte unversehrt geblieben war, brannte 1808 ab, doch blieb die Grabeskapelle fast ganz unbeschädigt; seit dem aber ist sie wieder von den Griechen in demselben Umfang Und mit Beibehaltung ihrer frühern Form und der Anordnung der frühern heiligen Stationen aufgebaut worden. Sie steht auf einem nach O. zu unebnen und abschüßigen Orte, so daß man oft in der- selben, um von einer Kapelle oder Station zur andern zu gelangen, hinab- oder hinaufsteigen muß. Der einzige Eingang zur Kirche ist auf der Mittagsseite, wo sich eine von Eedern sehr künstlich gearbei» tete Thüre befindet. Die Hauptsacade der Kirche bietet eine höchst sonderbare Verbindung morgen- und abendländischer Bauart dar. Das Innere ist sehr hoch und wird von starken steinernen Pfeilern getragen, und aus dem Gewölbe erheben sich zwei Kuppeln, von welchen die größere, mit Kupfer belegt, rund und oben offen ist, und mitten unter derselben befindet sich die heilige Grabeskapelle. Die zweite etwas kleinere, geschlof- fene und längliche Kuppel steht über dem Ehor der Kirche, und hier soll nach der Behauptung der Griechen der Mittelpunkt der Erde seyn. Der Eintritt in diese Kirche wird nur gegen eine gewisse Abgabe an dre Muhamedaner verstattet, die nicht bloß nach der höhern oder gerin- gern Autorität des Reisepasses, sondern auch je nachdem man ein Europas Cannabich's Hülssbuch. Ii. Band. 18
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