Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 2 - S. 294

1837 - Eisleben : Reichardt
294 Asien. ^ Die Bucharen, auch Tadschicks und Sarten *) genannt, gehören keineswegs, wie man gewöhnlich annimmt, zu dem Türkischen Volksstamm, sondern zu dem Persischen; auch ist ihre Muttersprache die Persische. Sie sind unter allen Turkestan bewohnenden Völker- schaften die industriöseste und civilisi'rteste, in Städten und Dörsern ansaßig, und treiben Ackerbau, Gewerbe, vorzüglich aber Handel. Jeder Buchare ist geborner Kausman. Er handelt und schachert, wo es ihm nur möglich ist. Civil- und Militarbeamten, selbst die die Person des Khans umgeben, machen Komissionare, Speditöre, Agenten und erstre- cken ihre Handelsspekulationen bis an die Gränzen; die Landleute beschäftigen sich bei ihren Ackergeschaften mit dem Handel; die in den Städten wohnenden Bucharen sind Kramer, Wechsler und Handelsleute im Großen und Kleinen, und unternehmen die weitesten Handelsreisen. Ja sie leben als Handelsleute zerstreut auch in den großen Städten Sibiriens, Jnnerasiens und in den Hauptstädten Chinas. Sie zeigen vielen Sinn für Kunstgewerbe und Handwerke, doch ist die Seiden- und Baumwollenspinnerei bloß das Geschäft ihrer Weiber. Die Mehr- zahl von ihnen kann lesen und schreiben und sie bilden die gebildeteste Einwohnerklasse Turkestans. Dabei aber sind sie betrügerisch, listig, falsch, habsüchtig, geldgierig, zeigen in ihrem Gesichte Sanftmuth und Gelassen- heit und erscheinen dem, der sie nicht genauer kennt, als gutmüthig,'recht- lich, gefällig und demüthig. Im Unglück und Elend sind sie zu jeder Niederträchtigkeit fähig, wenn sie nur etwas dadurch erlangen können, im Glück und Wohlstand aber stolz und gebieterisch; übrigens größten- theils reich oder doch wohlhabend, Auf Vertage mit ihnen ist bei ihrer falschen Denkungsart nicht zu bauen. Alles was ihren Eigen- nutz nicht berührt, ist ihnen gleichgültig. Übrigens sind sie feig, ohne Kenntniß und Übung der Waffen und haben, so lange sie hier woh- nen, stets eine leidende, gehorchende Nolle gespielt, ohne daß jemals einer von ihnen sich zu einem Oberhaupte emporgeschwungen hatte. So thätig und arbeitsam der Buchare bei seinen Handels- und andern Geschäften ist, so sehr zeigt er sich als Müssigganger in seinem Harem, unter seinen Frauen und Beischläferinnen; hier überlaßt er sich allen möglichen Arten von Genüssen. Weingenuß und Hazardspiel verbietet ihnen der Islam, denn sie sind Muhamedaner, allein zu Hause und im Geheimen macht er den Trinker und Spieler und wagt oft ansehn- liche Summen. Im Allgemeinen sind die Bucharen von mittlerer Statur, wohl- gebildet, haben Europäische Gesichtszüge, große, schwarze und sprechende Augen, eine Habichtsnase, schwarze Haare und eine helle Hautfarbe, die viel weniger braun als bei den Persern ist, und zeigen in ihrer *) Den Namen Sarten haben sie von den Türkischen Völkern erhalten, indem das Wort Sarti einen Kaufmann bezeichnet, weil die Bucha- ren allein in Turkestan Handel treiben.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer