1. Bd. 2
- S. 296
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Asien.
dessen Reisenachrichten wir Buchara beschreiben. Buchara hat nach
ihm M. im Umfange, bildet ein Dreieck und ist von einem etwa
20 F. hohen Erdwall umgeben, der von 12 Thoren durchbrochen ist.
In einiger Entfernung gewahrt man wenige große Gebäude, sobald aber
der Reifende die Straßen im Innern betreten hat, windet er sich
durch hohe und gewölbte Bazars, aus Backsteinen erbaut, und erblickt
jedes Gewerbe in einem für dasselbe besonders bestimmten Stadtviertel;
hier die Kattunhändler, dort die Schuhmacher, das eine Gewölbe mit
Seidenwaaren, das andere mit Tuch angefüllt. Überall begegnen seine
Blicke ansehnlichen und massiven Gebäuden, Schulhäusern, Moscheen
und hohen Minarets. Etwa 20 Karawanserais fassen die Kaufleute
verschiedener Nationen in sich, und gegen 100 Teiche und Brunnen,
von Quadersteinen erbaut, versehen mit Wasser die Stadt, welche
von Kanälen durchschnitten ist, die von Maulbeerbäumen beschattet
werden und das Wasser aus dem Flusse Zer-afschan oder Sireffchan
herleiten, der etwa \\ M. entfernt ist. Im Sommer haben die Ein-
wohner bisweilen Monate lang Mangel an gutem Wasser, indem die
Kanäle ganz trocken liegen, wenn der dürftige Zufluß aus dem Siref-
schan versiegt, bevor er nach Buchara gelangt. Bei dem allen ist
das Wasser schlecht und soll die Ursache des sogenannten Guinea-
Wurms seyn, eines in Buchara aus eine furchtbare Weise herrschenden
Übels. Doch sind die Einwohner in der Behandlung dieser Krankheit
sehr erfahren. Sobald sie den Sitz des Übels ausgemittelt haben,
machen sie einen kleinen Schnitt in die Haut, fassen den Kopf des
Wurms, ziehen mit mäßiger Gewalt daran, und vergrößern den.schnitt,
bis er die Breite von 3— 4 Fingern hat, worauf sie den ganzen
Wurm herausziehen.
Mit Ausnahme der öffentlichen Gebäude sind die Häuser klein
und nur ein Stockwerk hoch; doch giebt es auch viele ansehnliche
Wohnhäuser. Einige derselben sah Burnes mit Stuckaturarbeit an
den Außenwänden geschmückt; andere mit Gothischen Bogen, Vergol-
dungen und Lazurstein verziert und die Gemächer im Innern sowohl
elegant als bequem eingerichtet. Die gewöhnlichen Häuser sind von
Backsteinen, die an der Sonne getrocknet werden, und mit Fachwerk
erbaut und sämmtlich mit platten Dächern versehen. Ihre Vorderseite
geht auf den Hof hinaus, daher sieht man auf der Straßenseite nichts
als einförmige Mauren ohne Fenster. Das größte unter den öffentli-
chen Gebäuden ist eine Moschee (Mir-gharab genannt), die ein
Viereck von 300 Fuß einnimmt und eine zu einer Höhe von etwa
100 F. sich erbebende Kuppel hat. Sie ist mit überglasten Ziegeln
von himmelblauer Farbe bedeckt und gewährt einen prachtvollen Anblick.
Mit derselben ist ein hoher Minaret verbunden, von Ziegelsteinen erbaut,
die auf eine höchst sinnreiche Weise vertheilt sind, so daß sie verschie-
dene Figuren bilden. Verbrecher werden von diesem Thurme, der in
seiner schlanken Form einer Säule gleicht, herabgestürzt. Aber das