1. Bd. 2
- S. 315
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Arabien.
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rischen Ölen bereitet werden. Es giebt verschiedene Bäume, welche
natürliche Balsame liefern, als die Terebinthen oder Terpentin-Pista-
zien (s. I. Band S. 103), der Copaivabalfam-, der Peruanische, der
Tolu-Balsambaum rc. Hier aber unter den Produkten Arabiens ist
bloß der Opobalsambaum zu verstehen, auch unter dem Namen
Mekkabalsam, Balsam von Gilead bekannt. Dieser Balsam
wird bei seinem höchst angenehmen Geruch als das kostbarste und
heilsamste Geschenk der Natur gepriesen und acht zu hohem Preise be-
zahlt. Der Baum, dessen glattrandige Blätter zu drei beisammen sitzen,
hat einblüthige Blumenstiele, die an den Seiten der Zweige hervor-
brechen, und soll nur in einem kleinen Bezirk um Mekka zu Hause
seyn. Man erhalt den Balsam, wenn man die Rinde vorsichtig auf-
ritzt; der beste aber tröpfelt von selbst aus den Zweigen, doch so spar-
sam, daß täglich nur 3 bis 4 Tropfen hervorkommen. Dies macht
den Preis so theuer, daß in Mekka selbst das Quentchen mit 2 Rthlr.
bezahlt wird. Er kommt nur in die Hände der vornehmsten Araber
und Türken und nur als Geschenk zuweilen in die Hände der Euro-
päer. Der durch Auskochen aus den Blattern und der Zweige ge-
wonnene Balsam ist dickflüßiger als jene erste freiwillig fließende Sorte,
und kommt in unsern Apotheken, wiewohl wahrscheinlich niemals un-
verfälscht, unter dem Namen Opobalsam vor, und ist von angenehmem,
starkem, gewürzhaftem Geruch und bitterlich, gewürzhast starkem Ge-
schmacke, und war sonst in großem Ruhm wegen seiner Heilkräfte, die
man ihm zuschrieb. Jetzt ist man zu der Einsicht gelangt, daß der
beste Balsam von Mekka niäst wirksamer ist als der Terpentin. Die
sogenannten Balsamkörner sollen die Früchte und das Balsamholz die
Reiser von diesem Baume seyn. Diese werden im Morgenlande zum
Rauchern gebraucht.
Weihrauch, auch ein Produkt Arabiens, kommt schon in der
heil. Schrift unter den Geschenken vor, womit die Weisen aus dem
Morgenlande d. i. Arabien das Jesuskind beehrten. Er besteht aus
Körnern von verschiedener Größe und Form und ist entweder bräunlich
oder gelb oder durchsichtig. Der Geruch ist angenehm, der Geschmack
bitter; gekaut klebt er an den Zahnen, und macht den Speichel mil-
chig. Dieser edle Weihrauch soll von dem Lycischen oder Cypressen-
Wachholder kommen, der im südlichen Europa, im Orient und in
Nordafrika wächst. Nach andern kommt derselbe vom Weihrauchwal-
der, dessen spitzige Blätter in 4 Reihen wie Dachziegel über einander
liegen und der viele Äste treibt, die eine Pyramide bilden. Er kann
eine Höhe von 30 F. erreichen und wächst nicht allein im Orient und
in Afrika, sondern auch in Spanien und Portugal.
Die Sennesblätter, welche als eine abführende Arznei ge-
braucht werden, kommen von der Senneskassie, einem Strauche,
der nicht über 4 F. hoch wird und in Ägypten, Nubien, Arabien,
Persien, Syrien und in noch verschiedenen andern Ländern Afrikas