1. Bd. 2
- S. 333
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Arabien.
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rig; sobald als man die äußersten Umgebungen Mekkas passtet hat,
zeigt sich die Wüste; denn weder Gärten und Bäume noch Lusthäu-
ser sieht man den Eingängen der Stadt entlang, welche von jeder
Seite mit unfruchtbaren, sandigen Thälern und eben so unfruchtbaren
Hügeln besetzt ist.
Das berühmteste Gebäude und die größte Merkwürdigkeit Mek-
kas ist die große Moschee mit der Kaaba, welche da steht, wo das
Thal weiter ist, als in den andern Theilen des Innern der Stadt und
Beitullah (Haus Gottes) oder El Haram (die Heilige) heißt.
Das Ganze bildet ein längliches, von Mauern umgebenes Viereck, in
der Richtung von Nordosten nach Südwesten, welches 250 Schritte
lang und 200 breit ist. Die nördliche Seite besteht aus einer 4fa-
chen, die übrigen nur aus Zfachen Säulenreihen, welche oben durch
Bogengewölbe verbunden sind, von denen je 4 eine kleine Kuppel
tragen. Solcher Kuppeln sind es 152. Längs dieser Kolonaden hän-
gen überall von den Bogengewölben Lampen herab, deren einige jeden
Abend, alle zusammen aber nur während des Ramazan (s. Band Ii.
119) angezündet werden. Die meisten dieser 20 F. hohen Säulen
sind von gemeinen Steinen, nur einige von Marmor, Granit oder
Porphyr. Auch die Form und Bearbeitung der Säulen ist sehr ver-
schieden. Übrigens ist diese Moschee nebst der Kaaba selbst im Laufe
der Jahrhunderte so oft zerstört, beschädigt, wieder aufgebaut und arrs-
gebessert worden, daß man keine Spuren frühern Alterthumes daran
wahrnehmen kann. Von den Säulengängen ringsum führen 7 ge-
pflasterte Wege nach der in der Mitte des Ganzen stehenden Kaaba
oder dem heiligen Hause. Sie erheben sich 9 Zoll über den Erdboden,
sind mit feinem Kies bestreut und so breit, daß 4 bis 6 Personen
neben einander gehen können. Die von diesen Wegen eingeschlossenen
Zwischenräume sind stellenweise mit Gras bewachsen, welches von dem
Wasser des Zemzem herrührt, das aus den in langen Reihen überall
hier aufgestellten Krügen tropft. Der Boden der Moschee ist niedriger
als der benachbarten Straßen, so daß man von der Nordseite 8 bis
10 und von der Südseite 3 bis 4 Stufen hinabsteigen muß.
Die Kaaba ober das heilige Haus steht nicht genau in der
Mitte der Moschee, sondern 115 Schritte von der nördlichen und 88
von der südlichen Kolonnade entfernt, und ist ein längliches, massives
Gebäude, 18 Schritte lang, 14 breit und 35 bis 40 F. hoch. Die
Muhamedaner glauben, daß zuerst Adam, hernach Abraham die Kaaba
erbaut und daß ihm dabei sein Sohn Ismael die Steine zugelangt
habe, welche durch ein Wunder der göttlichen Allmacht gleich 4eckig zu-
gehauen aus der Erde zum Vorschein kamen. Sie wurde so, wie sie
jetzt da steht, im I. 1672 erbaut, nachdem eine Wasserfluth im Jahre
vorher 3 ihrer Seiten umgeworfen hatte. Da das Dach der Kaaba
ganz flach ist, so sieht ^'e in der Ferne wie ein vollkommener Würfel
aus. Die einzige Thüre, welche in das Innere führt und jährlich