1. Bd. 2
- S. 365
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Afghanista n.
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sie wieder aus Persien und unterwarf sie aufs Neue dem Persiechen
Reiche. Er ward 1747 ermordet, und bei der nun eingetretenen Zer-
rüttung des Reichs machten sich die Afghanen unabhängig, indem
Achmed Khan Abdallih, vom Afghanenstamme der Durahner, zu
Kandahar ein besonderes Reich der Afghanen gründete, das bald die
benachbarten Provinzen an sich riß. Dieser Gründer des Afghanischen
Reichs, der auch durch seine öftern Raubzüge sich Ostindien furchtbar
gemacht hatte, starb 1773 und hinterließ seinen Sohn Timur Schah
zum Nachfolger, einen friedliebenden Fürsten, der seine Residenz nach
Kabul verlegte daher auch das Afghanenreich mit dem Namen Kabu-
listan bezeichnet wird. Man nennt es auch, da es die östlichen Pro-
vinzen Persiens umfaßt, Ostpersien im Gegensatz von Westpersien
oder Iran. Nach seinem 1793 erfolgten Tode zerrütteten die unter
seinen Söhnen wegen des Throns entstandenen Streitigkeiten das
Reich. Sein dritter Sohn Mahmud behauptete sich bis 1804 auf
dem Throne, wurde aber alsdann von dem jüngsten Sohne Timurs,
Schah Schudja oder Schudscha vertrieben, der aber auch 1809
wieder von Mahmud verjagt wurde. Letzterer hatte an seinem Vezier
Fattih Ali aus der Familie der Barukzis die Hauptstütze seines Thro-
nes, doch ließ er 1818 diesen ihm zu mächtig gewordenen Vezier auf
das grausamste umbringen. Mit der Ermordung desselben verlor aber
auch Mahmud seine eigene Macht, und um der Rache der Brüder
des Veziers zu entgehen, floh er von Kabul nach Herat in Khorassan,
wo er zwar den Königstitel behielt, aber zu einem Vasallen Persiens
herabsank, und endlich 1829 gestorben ist und seinem Sohne Kamcan
seine beschrankte Gewalt hinterlassen hat.
Die Brüder des ermordeten Veziers Fattih boten nun dem bisher
in der Verbannung gelebten Schah Schudscha die Krone von Kabul
an, aber da er durch seinen Stolz dieselben beleidigte, setzten sie seinen
Bruder Ej ub auf den Thron, der jedoch bloß die Rolle eines Schat-
tenkönigs spielte, wahrend der älteste Sohn Fattihs, Asim Khan im
Besitze der Gewalt war. Asim Khans Tod war das Zeichen zu einem
Kampfe unter der Familie der Barukzis; unter diesen Unruhen flüchtete
der bisherige Schattenkönig Ejub, und Afghanistan zerfiel nun in meh-
rere unabhängige Staaten, von welchen der mächtigste der Staat des
Dost Muhamed Khan zu Kabul ist. Zwar suchte 1834 der vertrie-
bene Schah Schudscha sein Reich wieder zu erobern, allein er wurde
von Dost Muhamed Khan völlig geschlagen, der als jetziger Beherr-
scher Afghanistans angesehen werden kann; doch beschränkt sich seine
Herrschaft auf das eigentliche Kabul, denn in Peschauer und Kandahar
herrschen Brüder von ihm und zu Herat in Khorassan behaupten sich
die Nachkommen des ersten Gründers des Afghanen-Reichs. Diese
beständigen innerlichen Unruhen haben aber Afghanistan in einen Zu-
stand großer Zerrüttung und Schwäche versetzt und es auf einen weit
kleinern Umfang herabgebracht, indem der Seikssürst Rundschit oder