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1. Bd. 2 - S. 390

1837 - Eisleben : Reichardt
390 Asien. Holzhütten zur Wohnung der Priester (Bramanen) und hölzerne Hüt- ten zum Obdach der Pilger hinzugefügt. Der Tempel ist ganz dunkel, ohne Tageslicht, nur 3 Götzenbilder glaubte Fraser darin wahrzunehmen. Drei Pappeln stehen vor dem Gebäude, einige Lerchenbaume und Silbertannen umher. Dem Tempel gegenüber in dem Gangesflusse selbst ist der Brahmacund oder die heilige Badestelle, der Sühnort der Büßenden, wo das Wasser dem Manne bis an die Brust geht. Hier müssen auch die Pilgerflaschen mit dem Gangeswasser gefüllt wer- den, das nur dann seine Weihe erhalt, wenn es hier geschöpft und dann mit dem Stempel der Bramanen versiegelt und der Aufschrift: „Wasser des Bhagirathi, Gangotri" versehen ist, wofür jeder Pilger seine Zahlung leisten muß. Sehr viele Geschenke laufen aber aus vielen Theilen Asiens für dieses Heilwasser ein, weil die Reichen Hindostans oft ihre Pilger nur mit dem Aufträge, ihnen von da das Gangeswasser zu bringen, aussenden, das bis Ceilon und China be- rühmt ist. Das kalte Bad in dieser Badestelle des Ganges vollendet die Kasteiung, der sich der Pilger durch die ganze Wildniß bis hieher zu unterwerfen hat. Aus dem Bade muß der Pilger nach Vollen- düng des Gebetes barfuß in den Tempel treten, wo die Glocke gezogen und das Opfer gebracht wird. Mit dem Glauben, von seiner Sün- denlast befreit zu seyn, tritt der Pilger aus dem Tempel heraus. Die seltsamsten Menschengestalten begegnen hier, wo die schwärmerischsten Büßer aus ganz Hindostan wie auf einen Punkt in der furchtbarsten Wildniß zusammen kommen, dem Reisenden, der hier durch die Natur so wie durch diese Anblicke in eine ganz fremde Welt entrückt zu seyn glauben muß. Der ganze Weg von Bairog 'hatt an war voll Pilger, als Kapitän Skinner 1828 hindurch zog. Einige der Pilger, die meh- rere Monate weit zu Fuß gewandert waren, um ihre Flaschen mit dem geweihten Wasser Gangotris zu füllen, sah man ganz verzückt, ausge- reckt am Ufer des Stromes liegen, wie von der Nahe und Gewalt ihres Gottes getroffen; andere standen bis an den Leib im Wasser, in Andacht versunken, ohne zu sehen, was um sie her vorging. In Gruppen vertheilt hockten wieder andere an den Ufern des Stromes, kneteten Kugeln von Sand oder heiligen Schlamm mit Glasschnüren zusammen, um sie als Opfer, zur Seelenmesse ihrer verstorbenen Vater oder Vorfahren, unter Gebet und ernsten Ceremonien in das Wasser des Bhagirathi Ganga zu senken. Andere bringen solche oder andere Opfer unter Gebet und sind überzeugt, daß jede ihrer Bitten von dem Gotte um der Pilgerfahrt zum Gangotri willen werde erfüllt werden. Eine ganze Gruppe von Fakirs, nackt, über und über mit Asche und Schmutz bedeckt, ein Seil um den Leib, ihr langes Haar über die Schul- tern herabhangend und wie in Schlangen gedreht, ihre Arme und Hände ftrak herabhangend dicht an den Leib angeschlossen, ging mit gemesse- nen Schritten einher, nur im hohlen Tone Ram, Ram, Ram! den Namen des Indischen Gottes ausstoßend. Alle Pilger mußten in
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