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1. Bd. 2 - S. 413

1837 - Eisleben : Reichardt
Ostindien. 413 dieses gräßlichen Schauspiels gekommen. Alle gaben zugleich Feuer und hatten diesmal Ursache, mit dem Erfolge zufrieden zu seyn, denn das von mehreren Kugeln getroffene Thier "wankte, stürzte aber nicht. Von Schmerzen zerrissen, stöhnte es; ein Baum, an den es sich an- lehnte, gestattete ihm sich noch auf den Füßen zu erhalten, allein feine Unbeweglichkeit und das röchelnde Geschrei, das er ausstieß, zeigten zur Genüge, daß es auf dem Punkte war, zu unterliegen. Die Jager wagten indeß noch nicht naher hinzuzugehen, sondern setzten ihr Feuer aus der Ferne fort, und nun wurden wir Zeuge einer rührenden Szene, die uns bewies, welche innige gegenseitige Zuneigung unter diesen Thie- ren herrscht. Schon seit einigen Augenblicken hörten wir das Stöhnen des sterbenden Elephanten durch ein aus dem Walde kommendes Ge- schrei beantworten, und bald darauf sahen wir das Weibchen erschei- nen, das mich angegriffen hatte. Sein unruhiger Blick, sein beschleu- nigter Schritt zeigten die lebhafte Theilnahme an dem Schicksale des Elephanten, der unter unsern Schüssen erlag; unsere Jager hatten, wie es schien, eine aus 4 Gliedern, dem Männchen, dem Weibchen und den beiden Jungen bestehende Familie aufgejagt, die vom ersten Schreck aus einander gesprengt worden war. Das Weibchen stürzte sich, so bald es den Gefährten sah, unsern Kugeln entgegen und deckte ihn, der bereits erhaltenen Wunde in die Schulter ungeachtet, mit ihrem Leib. Zehn Minuten lang hielt^es unser Feuer aus, wobei es bald mit bittendem Blick zu uns herüber sah, bald den unglücklichen Gatten liebkoste, sich bemühete, ihn mit seinem Rüssel zu unterstützen und ihn in den Wald zu ziehen suchte; vergebliche Mühe, denn bald sahen wir ihn am Baume hinabgleiten und zusammensinken. Die Zärtlichkeit des Weibchens wich indeß auch von dem Todten nicht; es suchte ihn mit seinem Athem zu beleben, indem es die Spitze des Rüssels in sein Maul brachte. Da jedoch alle Mühe, dem Todten neues Leben ein- zuhauchen, vergebens und das treue Thier von vielen Wunden erschöpft war, so brach es in ein so klägliches und ausdrucksvolles Geschrei aus, daß ich mich innig ergriffen fühlte. Allein meine Kameraden setzten ihr Feuer so lange fort bis das Thier, tödtlich verwundet, an der Seite dessen niederfiel, dem es eben noch eine so innige, hingebende Zuneigung bewiesen hatte." Der Elephant übertrifft nicht nur an Größe des Körpers alle Landthiere sondern auch an Klugheit und Verstandessähigkeit. Sein fast ganz nacktes Fell ist dunkel erdgrau, selten weiß. Aus seiner Oberkinnlade ragen zwei sehr lange Stoßzähne hervor, die von verschie- dener Lange sind, von 2 bis 8 Fuß und darüber und am untern Ende wohl ^ Fuß dick, und welche das bekannte Elfenbein geben. Die Nase ist in einen Rüssel verlängert, der aus vielen Tausenden in einander verflochtener Muskeln zusammengesetzt, in jeder Richtung beweglich ist und in ein singerähnliches Anhängsel sich > endigt. Dieser Rüssel, der bis zur Hälfte seiner über 7 F. betragenden Länge verkürzt werden
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