1. Bd. 2
- S. 424
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
424
A sien.
Menangkabo auf der Insel Sumatra verherrlicht seinen Titel durch
den Ruhm, das kostbarste Betelservice von Diamanten unter den Für-
sten der Erde zu besitzen. Dieses Betelkauen giebt dem Munde ein
äußerst widriges Ansehen, indem es die Zahne schwarz wie Elfenbein
beizt und das Zahnfleisch und die Lippen bluthroth färbt, was man
aber nach dortigen Begriffen für Schönheit hält. Der Geschmack ist
Anfangs ziemlich stark beizend, dann aromatisch und theilt dem Munde
einen Wohlgeruch mit. Außerdem schreibt man ihm die Kraft den
Magen zu stärken und noch viele andere Heilkräfte zu.
Das Catechu (fälschlich Japanische Erde genannt, da es
weder Erde ist noch aus Japan kommt) ist eine verdichtete Substanz,
die durch Auskochen des Holzes eines Baumes gewonnen wird, der
Mimosa Catechu heißt, 30 bis 40 F. hoch wird und in den Wal-
dungen Birmas allgemein verbreitet ist, von wo es stark nach Ostin-
dien ausgeführt wird. Nach Andern soll das Catechu aus dem einge-
kochten Safte der Arekanüffe und Vermischung der Rinde von einer
Mimosen-Art Casis gewonnen werden. Auf der Hinterindischen Halb-
insel Malacca aber, so wie auch auf der Insel Pulo Pinang wird
das Catechu aus der Ga mbir staube (Nauclea Gambir) gewon-
nen, nämlich aus den Blattern derselben, die in Kesseln gekocht wer-
den, worauf sich das Catechu auf dem Boden setzt und nach dem Ab-
schütten des Wassers eine weiche seifige Masse zurückbleibt, welche in
kleinen Stücken zerschnitten und getrocknet wird.
Die Blätter, in welche die Arekanüffe gewickelt werden, kommen
von dem Betelpfeffer, einem gleich dem Epheu rankenden Ge-
wächse, das in ganz Indien und auf den Inseln in großen Pflan-
zungen, so wie bei uns der Weinstock, an Stäben, Geländern oder
Wänden, woran er aufranken kann, gezogen wird. Seine Blätter
haben viele Ähnlichkeit mit dem des Citronbaumes, doch sind sie län-
ger und schmäler zugespitzt, zugleich mit einem rothen Safte angefüllt,
und von einem bittern, zusammenziehenden Geschmack. Die zwei
Quersinger lange Frucht, von der Gestalt eines Eidechsenschwanzes,
besteht aus 5 kleinen, runden und langen Hülsen, die wie ein kleiner
Strick gedrehet sind, und ist von gewürzhaftem Geschmacke und ange-
nehmem Gerüche. Man bauet dieses Gewächs aber nicht wegen der
Frückte, sondern nur wegen der Blätter, mit welchen in Asien ein groß-
ßer Handel getrieben wird, da sie zugleich mit den Arekanüssen gekauet
werden. Wo die Pflanze wild wachse, ist unbekannt.
Von dem Brodbaume, einem sehr wohlthätigen Geschenke der
Natur für diejenigen Lander, in welchen unsere gemeinen Getreidearten
wegen zu großer Hitze nicht wohl fortkommen, giebt es 3 Arten, näm-
lich eine mit eingeschnittenen, die zweite mit ungetheilten Blättern und
eine dritte noch unbeschriebene, in Brasilien einheimische, die ein hoher
Wuchs und weit ausgebreitete starke Äste bei einem kurzen Stamme
auszeichnen. Besondere Stiele brechen aus den untern starken Ästen
r