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1. Bd. 2 - S. 441

1837 - Eisleben : Reichardt
Ostindien. 441 hinein. Um ihren Tod zu beschleunigen, wird fis von ihren Freunden mit geschmolzener Butter (G hi) übergössen. Ein Reisender der neuern Zeit, der Gelegenheit hatte, ein solches Sutti mit anzusehen, macht hiervon folgende Beschreibung: „die Wittwe war eine junge, einnehmende Frau. Sie hatte neben sich ein Kind von etlichen Monaten, welches sie mit gleichgültiger Miene be- trachtete. Ihre Züge verriethen eine erhabene Ruhe mitten unter den schrecklichen Vorbereitungen um sie her. Ich gestehe, daß ich mich nicht enthalten konnte, ihre Seelenstarke und die feste Beharrlichkeit ihres Vorhabens zu bewundern. Es trat eine lange Pause ein, bis alles zu dem großen Opfer bereit war, und eine augenscheinliche Ver- änderung zeigte sich in den Empfindungen des Opfers. Eine sichtbare Unruhe verrieth sich in ihren Augen, d§ren Blicke immer ausdrucks- voller wurden, zu gleicher Zeit aber auch immer verwirrter. Ihre Sinne waren zuverlaßig in eine vorübergehende Erstarrung versunken gewesen, mit Hülfe einer starken Dosis Opium, ein Mittel das immer bei solchen Gelegenheiten angewendet wird, um den Muth der vom Aberglauben zu einexn frühen Tod verdammten Opfer aufrecht zu er- halten. Indessen konnte man an der jungen Frau, so wie sie aus ihrer künstlichen Betäubung mehr und mehr erwachte, ihre mit jedem Augenblicke wachsende Angst bemerken. Sie vertheilte unter ihre Freundinnen allerlei Zierrathen, mit denen sie sich geschmückt hatte, aber sie that es zerstreut und fast bewußtlos. Plötzlich beim Geschrei ihres Kindes öffnete sich in ihr die Quelle mütterlicher Gefühle. Sich hinstürzen zu dem Kinde, es aus den Armen seiner Wärterin reißen, es leidenschaftlich in die ihrigen schließen, alles das war das Werk eines einzigen heftigen Gefühls. Die Braminen, die bei dieser Eeremonie den Vorsitz führten, sahen jetzt, daß es Zeit sey, die Vollziehung zu beschleunigen, damit nicht der Muth der Wittwe gänzlich schwinden möchte; sie ließen daher ihre Verwandten, Freundinnen und alle, die ihr beistanden, entfernen. In einem Augenblick war um den Scheiter- haufen ein weiter leerer Raum, in welchem das Opfer mit den Opfer- priestern allein verweilte. Einer derfelbcn hatte schon vorher das Kind aus den Armen der Mutter gerissen und es in andere Hände gege- den, ohne das Geschrei beider im Mindesten zu beachten. Sie warf sich auf die Knie, richtete die Augen gen Himmel und schloß die Hände zusammen. Jetzt half ihr ein Bramine sich aufrichten und führte sie nach dem Scheiterhaufen, hierbei von einem seiner Amtsbrüder unter- stützt. Sie sträubte sich und die Verzweiflung gab ihr solche Kraft, daß es ihr gelang, den Anstrengungen der Priester sich zu widersetzen. Bei diesem Anblicke eilten mehrere ihrer Kameraden herbei, um ihnen zu helfen, und stießen das unglückliche Weib gegen den Haufen Reiß- bündel, den man vorher sorgfältig mit Ghi begossen hatte, um die Verbrennung zu beschleunigen. So wie sie zu schreien anfing, wurde ihre Stimme durch den Lärm von Instrumenten, die Tam-Tam§
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