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1. Bd. 2 - S. 447

1837 - Eisleben : Reichardt
Ostindien. 447 ohne Anfang und ohne Ende bilden, indem Zerstörung und Wiederer- zeugung eines und dasselbe und unzertrennlich ist. Aus diesem Mono- theismus bildete man nach und nach ein Trinitätssystem und hieraus entwickelte sich ein von den ekelhaftesten Greueln begleiteter Polytheis- mus, wobei die von der Einbildung geschaffenen und am meisten ver- ehrten Gottheiten (wie die Göttin Kali) den grausamsten, blutdürstig- sten und thierischsten Charakter an sich tragen. Der Bramaismus er- kennt also ursprünglich ein höchstes, unsichtbares, ewiges rc. Wesen an, welches Para-Brama heißt, und nicht unter irgend einem Bilde verehrt wird, noch auch Tempel hat. Dieser ließ zuerst aus seinem Wesen die Bawani, die Göttin der Natur hervorgehen, mit welcher er die 3 Haupt- oder Obergottheiten, der Brama, Wisch nu und Sch iw a zeugte, welche zusammen auch das Trimurti (Dreigestalt, Dreigestaltigkeit) genannt werden. Außerdem schuf er eine Menge Un- tergötter, deren Zahl ungeheuer groß ist und in die Hunderte von Millionen geht. Brama, der alles schafft, steht der Erde oder dem Lande, Wischnu, der alles erhalt, dem Wasser und Schiwa, der alles zerstört oder vielmehr die bisherige Form des Seyns der Dinge zerstört, steht dem Feuer vor. Brama wird mit 4 Köpfen und mit 4 Armen abgebildet, und von ihm stammen die 4 edlen Kasten der Hindus ab; Wischnu wird unter verschiedenen Gestalten abgebildet, die sich auf seine verschiedenen Verwandlungen oder Verkörperungen be- ziehen. Schiwa, von dessen vielen Beinamen Rudra und Ma ha- de wa (der große Gott) am häufigsten vorkommen, wird ebenfalls un- ter mancherlei Gestalten, die sich auf seine vielfältigen Verwandlungen beziehen, abgebildet. Am gewöhnlichsten erscheint er von Blitzen um- geben und mit 3 Augen, wovon das eine mitten auf der Stirne steht. Außerdem hat ec 8 Arme und Hände. Auch erblickt man ihn mit einem Dreizack bewaffnet, der mit Schlangen umwunden ist. Seine Gemahlin ist die Partwati oder Bawani, welche unge- heuer große und furchtbare Augen, ein kohlenschwarzes Gesicht, lange hervorragende Hauzahne und struppige mit Schlangen durchwundene Haare hat. Ein Sohn des Schiwa und dieser Parwati ist G an esa oder Ganescha, der Gott der Weisheit, der mit einem außerordent- lich dicken Leibe, einem Elephantenkopfe und mit untergeschlagenen Bei- nen auf einer großen M^is sitzend, abgebildet wird. Übrigens nimmt der Bramaismus die Seelenwanderung an, und nach dieser Vorstellung enthalten sich gewisse Kasten des Genusses der Fleischspeisen; er befiehlt ferner die Leidenschaften zu mäßigen und lehrt dre Unsterblichkeit der Seele, ihre Reinigung durch Buße und freiwil- lige Enthaltsamkeit und eine Menge religiöser Übungen, und ist daher mit vielen Ceremonien und feierlichen Gebrauchen begleitet, unter de- nen auch manche wahrhaft schauderhaft sind. Bader und Reinigun- gen machen einen Haupttheil des Bramadienftes aus; die Götzenbilder werden feierlich in den heiligen Flüssen und Teichen gewaschen. Meh-
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