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1. Bd. 2 - S. 512

1837 - Eisleben : Reichardt
512 Asien. Der Buddhaismus verwirft die Kasteneintheilung und das Verdienst- liche selbst auferlegter Qualen und Büßungen des Bramaismus, ist in allen Landern, wo er sich ausgebreitet hat, seinen Hauptlehrsätzen nach derselbe, und hat seinen wohlthätigen Einfluß auf die wilden Nomaden Hochasiens und Sibiriens verbreitet. Seine Priesterschaft unterscheidet sich zwar in verschiedenen Gegenden, aber diese Unterschiede dürfen uns nicht verleiten, den Buddhaismus anders als ein und dieselbe Religion zu betrachten, in welcher durchaus keine Spaltung Statt findet. Die Grundidee der Lehre Buddhas ist der Pantheismus oder die Annahme, daß Gott eins ist mit der Welt und daß alle Dinge aus der ewigen Existenz des Weltalls hervorgegangen sind. Der Buddhais- mus weiß nichts, wie das Christenthum, von dem Einen und All- mächtigen, der Himmel und Erde geschaffen hat, sondern halt das All der Dinge oder die Welt für Gott selbst. Nach dieser Lehre giebt es nur Eine absolute Substanz, von welcher jedes Daseyn nur Äußerun- gen sind. Auf diese Weise hat die ganze sichtbare Welt keine Wirk- lichkeit, sondern ist eine bloße Erscheinung, eine Sinnestäuschung: allein auch die absolute Substanz, von welcher die Erscheinungen ausgehen, wird zu einem wahren Nichts, welches dem Gedanken wie dem Aus- druck entschlüpft. Der Buddhaismus hat nun eine unendliche Menge Grade des Daseyns aufgestellt, von dem reinen Wesen ohne Form, ohne Eigenschaft, ohne Namen bis zu der letzten Entartung. Das reine Wesen ist Buddha, der oberste und unbegreiflichste Verstand; er bringt alle Wesen hervor durch eine ewige Ausstrahlung seines Lich- tes, das von ihm ausgeht und in dem Maße schwächer wird, als es sich von ihm entfernt. Das Daseyn ist nach der Buddhalehre das wahrhafte Übel, denn alles Daseyende ist ohne Wirklichkeit und nur bloße Sinnestäuschung. Alle geistigen Kräfte die in Materie eingeschlos- sen sind, machen sich nach und nach los von dem was sie in die Masse der Materie zwängt, reinigen und vervollkommnen sich und endigen in dem Nirwana d. h. in der Ewigkeit des Nichts, ein Zustand, der dem Daseyn in der Materie entgegen gesetzt ist. Der unzerstörbare geboren und erst vor ein Paar Jahren gestorben, ist der Buddhais- mus spätern Ursprungs als der Bramaismus. Anfangs duldeten die Brammen die neue Lehre und verdammten sie Jahrhunderte lang bloß als ketzerisch, sobald sie ihnen aber furchtbar wurde, begann die Verfolgung, woraus der Buddhaismus eine Zuflucht auf der nahen Insel Ceylon suchte. Bon da verbreitete er sich im I. 543 vor Chr. Geb. nach Hinterindien, und endlich auch in China, wo er die Reli- gion der Mehrzahl wurde. Dies geschah vorzüglich am Ende des 5. Jahrhunderts nach Chr. Geb., wo der Haß der Bramincn endlich in ein furchtbares Gemetzel der Buddhisten in Vorderindien ausbrach» Allein dieser blutige Vertilgungskrieg, welcher den Buddhaismus ver- nichten zu müssen schien, überlieferte ihm ganz Hochasicn; aus Indien verbannt breitete er sich in den umliegenden Ländern östlich^ nach China, nördlich nach Tibet und endlich in die Tatarischen Lander, und spater in die Mongolei, Japan, Korea rc.
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