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1. Bd. 2 - S. 546

1837 - Eisleben : Reichardt
546 Asleu. ein alter Gebrauch, dann und wann einen zum Tode verurtheilten Missethäter mit einem Tiger kämpfen zu lassen. Einem solchen Ver- brecher gab man einen Dolch in die Hand, wovon jedoch die Spitze abgebrochen war, wo man also vermuthen konnte, daß der Unglückliche das Schlachtopfer des Blutdurstes dieses grausamsten aller Thiere wer- den mußte, welches letzte noch überdies durch Hunger und durch aller- lei Anreizungen in Wuth gebracht worden war. Der letzte Fall dieser Art fand noch 1812 Statt. In Hinsicht des Charakters darf man die Javaner nicht nach denen beurtheilen, die sich in den großen Städten Javas und an der Küste aufhalten, wo vielerlei Fremde ankommen oder in ihrer Nähe wohnen und durch ihren Umgang die ursprünglich reinen Sitten dersel- den verderbt haben, sondern man muß vielmehr den Javaner beobachten, der entfernt von den Küsten wohnt, und je weiter man sich von den großen Städten und den Küstengegenden nach dem innern Gebirgs- lande begiebt, desto einfacher, unschuldiger und liebenswürdiger zeigen sich die Bewohner dieser von der Natur so vorzüglich gesegneten Insel. Alsdann wird man finden, daß die Javaner im Ganzen ein gutmü- thiges Volk sind und daß sie sich vor andern Völkerschaften der Ma- layischen Rasse Vortheilhaft auszeichnen, indem Folgsamkeit, kindlicher Gehorsam, inniges Vertrauen, das sie gegen ihre Eltern, Vorgesetzten und Beherrscher zeigen, Friedfertigkeit, Nachgiebigkeit, Bereitwilligkeit zu helfen, ohne ängstlich zu berechnen, ob der erwiesene Dienst ihnen Vor- theil bringe, strenge Ehrlichkeit, Treue in ihren Verpflichtungen, Mäßig- keit im Essen und Trinken und Gastfreundschaft, die sichs zur Ehre rechnet, dem Fremden Aufnahme und Erquickung angedeihen zu lassen, Hauptzüge ihres Charakters sind. Diebstahle, Räubereien, Mordthaten, überhaupt Kriminalverbrechen sind unter ihnen selten. Sie zeigen viel Anhänglichkeit an ihren Geburtsort, an die ererbte Religion, die alten Sitten und Gebräuche und an alles Herkömmliche, was ihnen ihre Überwinder die Holländer daher auch absichtlich lassen. Vor allem, was heilig und ehrwürdig ist, z. B. vor Tempeln und Grabmälern, besonders ihrer Voreltern zeigen sie große Ehrfurcht. Wie rührend ist nicht die Ehrerbietung die sie den Gräbern ihrer Väter erweisen? Nach Jahr und Tag besuchen sie dieselben in festlichen Gewändern, stellen Opfer darauf, bestreuen sie mit Palmblättern und Blumen und be- pflanzen sie mit einer Art von Cypressen. Niemand, der Gelegenheit gehabt hat, den Charakter dieses gutherzigen Volks zu beobachten, kann es verkennen, daß obschon ihre Religion größtentheils aus einer Mischung des Bramaismus mit dem Islam besteht, und ungeachtet sie im höch- sten Grade abergläubisch sind, dennoch es ihnen nicht an wirkliche» Gottesfurcht fehlt, die nicht ohne wohlthätigen Einfluß auf ihre Sit- ten und ihr Betragen geblieben ist, indem sie stets Sittsamkeit, zufrie- dene Ruhe, Sanftmuth und einen gewissen ernsten und gelassenen Frohsinn zeigen. Selten oder nie hört man sie laut lachen und eben
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