Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 2 - S. 577

1837 - Eisleben : Reichardt
Molukken. 577 Innern bewohnen und unter dem fürchterlichen Namen der Kopfab» sch neider bekannt sind, aber ungeachtet dieses Beinamens die fried- lichste Klasse der Bevölkerung ausmachen. Von diesen sogenannten Kopfabschneidern macht man sich in Europa eine unrichtige Verstellung. Nach Olivier, der von ihnen aus eigener Erfahrung Nachrichten mit- theilt, sind diese sogenannten Wilden sehr gutartig, und was die Rein- heit der Sitten betrifft, den andern Eingebornen in den volkreichem Dörfern und besonders denen in den Städten vorzuziehen. Unkeusch- heit, Unmäßigkeit, Dieberei, Undankbarkeit, Treulosigkeit und dergleichen Laster sind ihnen nicht allein fremd, sondern sie besitzen sogar die ent- gegengesetzten Tugenden im hohen Grade. Nicht ohne Rührung, sagt Olivier, kann ich mich der gutherzigen Sorgfalt, Freundlichkeit und Dienstfertigkeit erinnern, die ich von Seiten der Alforen bei meinem Bereisen der Gebirge der Molukken erfuhr. Aber, könnte man sagen, wie stimmt mit ihrer natürlichen Gutartigkeit dies überein, daß sie eben so wie die Dayaks in Borneo (s. oben) Menschen überfallen, um ihnen den Kopf abzuhauen, womit sie alsdann triumphirend zu den Ihrigen zurückkehren? Sie haben allerdings den Aberglauben, daß sie erst einen Menschen getödtet und dessen Kopf als ein Opfer dem Priester über- geben haben müssen, ehe sie als Männer betrachtet werden, oder sich verheirathen dürfen; allein dieser ohne Zweifel barbarische Gebrauch grün- det sich auf eins ihrer alten Gesetze: daß sie, ehe sie ein Weib nehmen dürfen, erst einen Feind im Kriege getödtet haben müssen. Durch Verdrehung ist der gegenwärtige Mißbrauch dieses Gesetzes entstanden und beweist die Wildheit dieser Nation eben nicht mehr, als so manche Überbleibsel von barbarischen Gesetzen bei ge- bildeten Völkern. Der Alfore verrichtet den bei ihm gebräuchlichen Todtschlag, gleichsam ohne irgend etwas Arges dabei zu denken. Er muß einen Menschenkopf liefern, und um dies zu verrichten, begiebt er sich in großer Entfernung von seinem Dorfe an den Weg oder an einen Fußsteig über das Gebirge. Er versteckt sich hinter einem Baum, und sobald ein Mann aus einem andern Dorfe oder Distrikte, als dem seinigen vorüber geht, springt er hervor und haut ihm, ehe er sichs versieht, den Kopf ab, womit er dann nach Hause zurückkehrt und hier- durch der Gewohnheit seiner Vorfahren gehuldigt hat. Niemals aber wird er einen seiner Dorfgenossen oder einen Einwohner aus seinem Distrikte, noch weniger aber einen Europäer ums Leben bringen. Die äußere Gestalt dieser Menschen ist indeß eben so abscheulich, als ihr-Inneres gutartig ist. Ganz nackt, außer einem viereckigen Läppchen von grober und schmutziger Leinwand, so groß wie ein Hals- kragen, mit einem Stückchen um die Hüsten gebunden, die meisten mit ungekämmten und schmutzigen Haaren, die Haut wegen ihrer Un- reinlichkeit oft mit Ausschlag bedeckt. — Dies alles erregt beim ersten Anblick einen Abscheu, welcher vielleicht zu der übertriebenen Beschrei- bung ihrer abscheulichen Wildheit beigetragen haben mag. Auch ist jetzt Cannabich's Hülfsbuch. H. Band. . 37
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer