1. Bd. 2
- S. 637
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Chinesisches Reich.
637
Nahrung, selbst die Winterzeit nicht ausgenommen, in welcher, nach
den Nachrichten der Reisenden, das Futter unter dem Schnee noch
grün bleibt. Auf den Bergzügen, zunächst der nördlichen Steppenzons
der Chalchassen, finden sich noch sparsame Waldbaume; nach dem In-
nern der Gobi fehlen sie und nur hier und da sah Timkowski einmal
Ulmen, auch Mandel- und Psirsichbäume. ^ Von solchen Stellen mit
Bäumen sprachen die Mongolen mit Entzücken, wie von einen, Pa-
radiese. Ohne Ansiedelungen, ohne Anbau und ohne fließendes Was-
ser könnte diese Wüste nicht einmal durchreiset werden, wenn man
nicht das Kameel hatte und hie und da Heerden und gegrabene
Brunnen fände. Diese Brunnen sind auf den Straßenlinien in ge-
wissen Entfernungen mit Steinen ausgesetzt, in welchen jedoch das
Wasser kaum 8 bis 10 F. tief sich sammelt. Nur fallen sie häufig
zusammen, oder haben salziges und bitteres Wasser, oder sind einen
großen Theil des Jahres zu Eis gefroren. Nicht bloß Mangel an
Wasser und Nahrung ist hier zu fürchten, auch die Kalte ist wegen dee
hohen Lage der Gobi während des ganzen Jahres vorherrschend-und
einen großen Theil desselben wirklich empfindlich, zumal da alles Holz
fehlt und der trockne Viehdünger (Argal) das einzige und immer
spärliche, obwohl gute Brennmaterial ist, das keinen Geruch, wenig
Rauch, viel Hitze giebt. Die warme Jahrszeit dauert auf den Höhen
etwa 2 bis 3 Monate, denn wenn auch im September die Tage bei
Sonnenschein warm sind, so stellt sich doch Nachts Eiskälte ein. Die
Mongolen tragen daher einen großen Theil des Jahres hindurch Schaf-
pelze. Die Winterkälte steigt oft "zum Furchtbaren. Aber auch mit-
ten im Sommer tritt auf den Höhen zuweilen Winterkälte ein. Ei-
nen großen Theil des Jahres wehen sehr durchdringend kalte Winde,
zumal Nordwinde, welche den Winter weit in den Sommer hinein
verlängern. Die Wolken schütten sich vorzugsweise in gewaltigen Re-
gengüssen und Schneeschauern über die nördliche und südliche gebirgige
Zone, zumal die nördliche, aus; sehr selten sind sie innerhalb der eigent-
lichen Gobi, die mehr an Dürre und Mangel von Regen und Schnee
leidet und ohne alle Flüsse ist. Winde und Stürme setzen aber die
Luft der Gobi beständig in Bewegung und hindern die Verbreitung
und Vermehrung der Insekten, die in andern Steppengegenden eine
so große Plage der Heerden und des Wildes sind. Timkowski versi-
chert, daß es in der Gobi gar keine Arten plagender Mücken, Brem-
sen und Fliegen gebe und daß er dort auch weder Schlangen noch
Frösche gesehen habe. Hingegen Bunge klagt, auf seiner Reise durch
die Gobi stellenweise von Wolken kleiner Fliegen belästigt worden
zu seyn.
Der kärglichen Naturgaben ungeachtet, gedeihen die Heerden und
das Wild in der ausgedehnten Gobi. Wenn irgendwo, so ist hier
noch die Heimath der Kameele und Pserde in ihrem wilden Zustande.
Außer den Kameelen und Pferden, machen Schafheerden den größten