1. Bd. 2
- S. 638
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
638
Asien.
Reich thum der Mongolen in dieser Wüste aus, da sie ihnen die all-
gemeinste Nahrung und Kleidung geben; die Schafe sind weiß mit
langen, schwarzen Ohren, und geben Milch, treffliches Fleisch und Pelze.
Rinderheerden sind sparsamer, zumal in der Mitte der Schamo fehlen
sie; große, zahlreiche Heerden im Lande der Zacharen, aber von
kleinerem Schlage, grau von Farbe, sehr stark und gut als Last- und
Zugtlssere. An Wildpret sind Hasen am häufigsten, auch Dseren (eine
Art Antilopen), Dschiggetais seltener, Hirsche, Zobel, Füchse, Murmel-
thier.e, Eichhörner, Baren nur hier und da, Eber häufiger; Sumpf-
und Wasservögel in Menge auf allen Seen, Sümpfen, Salzlagunen,
vorzüglich wilde Enten aller Art, wilde Gänse, Kraniche und Schwane;
auf trocknen Steppen aber Rebhühner, Sandhühner, Wachteln.
Die Gobi wird von den Einheimischen nach vielen Richtungen
durchzogen; auch sind einige Hauptstraßenlinien mehr oder weniger ge-
bahnt und mit Stationen versehen, auf denen für das Fortkommen
der Messenden gesorgt werden kann, dergleichen sind: die Poststraße,
die westlicher zieht und die Handelsstraße, welche aber auch, je nach
der Jahreszeit, westwärts oder ostwärts verrückt wird. Die Poststraße
enthalt 42 Stationen von Urg bis Khalagan, die Handelsstraße nur
37 Stationen oder Tagereisen, weil jene nicht gerade aus nach Peking,
sondarn durch einen Umweg geführt ist. Auf diesen Straßen sind
Jurten für die Reisenden eingerichtet, eben so wie zwischen Kjächta und
Urger. Auf der östlichen Handelsstraße zog 1820 Timkowski mit der
Russischen Mission, und auf derselben auch Bunge 1832 durch die
Gobi nach China. Letzterer theilt hiervon folgende Nachricht mit:
„Von Kjächta bis Urga (der Hauptstadt der Ealchas-Mongolen) sieht
man noch abgerundete, bewaldete Gebirge mit schwarzer, fruchtbarer Erde
bedeckt, und die tiefen Thäler von Flüssen und Bächen bewässert, deren
Ufer oft mit hohem Gebüsch und Pappeln bekränzt sind. Allein kaum
hat man Urga verlassen und den Fluß Tola im Rücken, so trifft man
lange Zeit keine laufenden Gewässer mehr, und hat man die nördli-
chen, bewaldeten Theile des Ch an-Oola (Königsberges aus dem Ge-
sichte verloren, so sucht das Auge auf der weiten Ebene, die man be-
tritt, vergebens nach einem Baume. Hier fängt die Gobi an, mit
welchem Namen die Mongolen eine von Wasser und Waldungen ent-
blößte Gegend bezeichnen. Der Anblick dieser Wüste ist indeß noch
nicht ganz einförmig. Die Gegend erhebt sich fortwährend allmählig
bis Dzirgalangta, welches bereits 4620 F. über dem Meere liegt.
Von hier an geht es wieder nach und nach abwärts bis zur Station
Olon Büisching, bis wohin man noch in größerer oder geringerer
Entfernung hohe steile Gebirge sieht, die fast immer kahl und nur stel-
lenweise mit 2 bis 3 F. hohen Sträuchern bedeckt sind; dort zeigt sich
noch üppiger Graswuchs. Man erblickt hier in der Ferne eine schwärz-
liche Linie; näher gekommen erkennt man, daß es eine Felsenwand ist,
die sich steil aus dem Boden erhebt, und welcher die Mongolen den
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