1. Bd. 2
- S. 639
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Chinesisches Reich.
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passenden Namen Steingürtel gegeben haben. Sie erstreckt sich
ohne bedeutende Unterbrechung, beträchtlich weit von O. nach W. und
bildet die Scheidelinie zwischen der nördlichen und mittlern Mongolei
oder der eigentlichen Gobi. Die Gegend ändert sich hier plötzlich und
wird völlig flach; keine Felsenerhöhungen sind hier mehr zu sehen, und
der Boden ist mit kleinen Stücken Porphyr und Jaspis bedeckt. Auf
mehreren ebenfalls großen Strecken scheint er mit Chalzedonen, Kar-
neolen und Achaten bestreut zu seyn, zwischen denen, ohne jedoch eine
Grasdecke zu bilden, ein verkümmerter, rauher und holziger Pflanzen-
wuchs hervortreibt. An andern Stellen wird der Boden bloß aus festem
Lehm mit salzigem Ausschlage gebildet, welcher, der beständigen Tro-
ckenheit wegen, von unzähligen Nissen durchfurcht ist, die oft so regel-
mäßige Zeichnungen bilden, daß man sie für ein Werk der Menschen-
hände halten möchte. Dieser Lehm treibt niedrige Salzpflanzen, und
jemehr diese zunehmen, desto seltener werden die Graser. Die Meeres-
höhe dieses Theils der Gobi ist 3480 F., doch weiter hin findet man
die niedrigsten Punkte der Gobi, die sich kaum 2400 F. über dem Mee-
resspiegel erheben. Der Boden ist hier noch salzhaltiger und die Vege-
tation besteht daher auch nur aus Salzpflanzen; auch stößt man auf
eine Menge kleiner Salzseen, die wahrscheinlich Überreste eines zurück-
getretenen oder vertrockneten Meeres sind. Sie vertrocknen zum Theil
und bedecken sich mit Salzkrusten, von denen eine große Menge nach
China verführt wird; ihr sehr salzhaltiges Wasser erhalt durch den Re-
gen Zufluß, und ihre Ufer bestehen aus einem weißlichen, mit salzhal-
tigem Letten gemischten Salz. Zwischen den Stationen S-chara-Bu-
durghuna und Durma dehnt sich die eigentliche Wüste Gobi oder
die Schamo der Chinesen aus, deren Breite verhältnismäßig gegen die
der übrigen Gobi nicht bedeutend ist. Der Sand dieser Schamo ist
kein Flugsand, sondern zieht wegen seines starken Salzgehaltes leicht
die Feuchtigkeit an sich und bildet auf diese Weise feste und ziemlich
dauerhafte Hügel. Diese Sandregion zeichnet sich überdies durch einen
eigenthümlichen Charakter der Vegetation aus, die an jene der sandigen
Meeresufer erinnert. Alle Salzpflanzen dieser Gegend sind den an dem
Ufer des Kaspischen Meeres wachsenden gleich, was Alles auf das frü-
here Vorhandenseyn eines großen Binnenmeeres hindeutet. Südlich
von der Station Tschakildak fangt die Gobi aufs Neue an sich
in demselben Verhältnisse wie im N. zu erheben, und der nördliche
und südliche Abhang bieten, bei gleicher Höhe, auch rücksichtlich ihrer
Formen, die Beschaffenheit des Bodens und der Vegetation die un-
verkennbarste Ähnlichkeit. Ist man endlich zum Gipfelpunkte der Straße,
an der Gränze der Mongolei und von China gelangt, wo sich noch
Reste der ältesten großen Chinesischen Mauer (s. oben) zeigen, so sicht
man, sich sehr überrascht beim plötzlichen Übergange nach China. So
lange man sich in der Gobi, befindet, erblickt das Auge nichts als eine
Wüste mit kärglichem Pflanzenwuchs, wo der gänzliche Mangel an