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1. Bd. 2 - S. 646

1837 - Eisleben : Reichardt
646 Asien. gen wenig Rohheit in ihrem Benehmen; sie sind im Gegentheil ge- sitteter, als man von Nomaden erwarten sollte, und zeigen sich im Ganzen genommen gastfrei, freundlich, dienstfertig, gutherzig und auf- richtig. Rührend ist die Zärtlichkeit der Eltern gegen ihre Kinder und diese beweisen wieder eine große Anhänglichkeit an ihre Eltern; daher haben auch die Söhne nach der Verheirathung größtentheils ihren Wei- v deplatz mit dem Vater der Familie zusammen, so weit die Größe der für den Unterhalt des Viehes unumgänglich nöthigen Weideplätze es erlaubt. Ihr hauptsächlicher und allgemeiner Fehler besteht in der Be- gierde nach Gewinn und hieraus entspringt bei ihnen die Neigung zum Plündern und Rauben; doch sind Mordthaten auf offener Straße bei ihnen selten und unerhört. Im Kriege zeigen sie viel Schlauheit, List, Treulosigkeit und oft Grausamkeit. Von Kindheit an alle Entbehrun- gen eines rauhen Lebens gewöhnt, ertragen sie ohne Nachtheil Nässe, Kälte und Hunger. Von früher Jugend an handhaben sie den Bo- gen und sind treffliche Reiter, sowohl hinsichtlich ihrer körperlichen Stärke als der Gewandtheit ihrer Bewegungen. Nach ihrer Ansicht besteht kriegerische Tugend im Plündern ihrer Nachbarn und hiebei achten sie weder Ehre noch Gerechtigkeit. Sie beginnen Krieg um Beute zu machen und halten den schlechten Erfolg einer Unterneh- mung und selbst die Flucht nicht für schimpflich. Ihre Feldzüge un- ternehmen sie meist im Herbste, wo die Pferde gut gefüttert und in voller Kraft sind. Gedörrtes Fleisch und das Gras, das den Boden bedeckt, dienen ihnen als Proviant und Fourage; bei Ermangelung von Lebensmitteln, schlachten sie Kameele und die Hengste ihrer Heerden. Bei so großer Leichtigkeit Krieg zu führen, waren die Mongolen frü- her allen ihren Nachbarn furchtbar; jetzt aber, da sie durch die kluge Politik Chinas in Unterwürfigkeit erhalten werden, sind sie eine der friedlichsten Nationen Asiens geworden. Der Reisende kann durch die ganze Mongolei ohne Furcht seinen Weg nehmen und wird allenthal- den eine gastfreie Aufnahme finden; ec muß sich indessen in Acht neh- men, daß er seinem gastfreien Wirthe nicht durch Darlegung seines Reichthums die Augen blendet. Die Mongolen reden eine eigene Sprache, mit vielfylbigen, harten aber ausdrucksvollen Lauten. Die verschiedenen Mundarten weichen nur unbedeutend von einander ab. Die Mongolische Schrift wird, wie die Chinesische, auf dem Blatte senkrecht von oben herunter geschrieben, und zwar bedienen sie sich zum Schreiben eines Pinsels. Sie haben eine eigene Literatur, die aber meistens aus religiösen Schriften besteht, welche größtenrheils Übersetzungen aus dem Tibetanischen sind. Die Religion, zu der sich alle Mongolen bekennen, ist der Lamaismus oder Buddhaismus, über welche Religion wir schon oben (Band Ii. S. 510) das Nöthige mitgetheilt haben. Ursprünglich war der Glaube der Bud- dhisten sowohl in China, als in der Mongolei und Tibet ein und der- selbe, in der Folge aber bildeten sich 2 Sekten, die der Föiten in
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