1. Bd. 2
- S. 694
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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A sien.
Festlandes bewohnen, der Japan gegenüber liegt, j Übrigens ist das
Japanische eine vielsylbige Sprache, welche sowohl der Biegungen als
der Zusammensetzungen und Ableitungen fähig ist. Die Aussprache ist
für einen Europäer äußerst schwer *). Die Japanesen bedienten sich
theils der Chinesischen Schriftart, wonach fast jedes Wort sein beson-
deres Zeichen hat, hauptsächlich bei gelehrten Werken, bei Staatsschrif-
ten und beim Briefwechsel der hohem Stände unter sich, theils einer
seit dem 8. Jahrhunderte erfundenen eigenen Laut- oder Buchstaben-
schrift, aus 48 Buchstaben bestehend, welche jetzt in Japan so allgemein
verbreitet ist, daß man keinen Japaner, von welchem niedrigen Stande
ec auch sey, findet, der nicht zu schreiben und diese Schriftart zu lesen
verstände.
Schon oben wurde gesagt, daß die Japanesen den Chinesen in
der Gestalt sehr ähnlich sind, doch sind ihre Augen, obschon sie eine
fast eben so schiefe Stellung wie bei den Chinesen haben, dagegen brei-
ter nach der Nase zu, und die Mitte des Augenliedes scheint, wenn
das Auge geöffnet ist, in die Höhe gezogen. Auch sind die Japanesen
etwas magerer und kleiner, besonders das andere Geschlecht. Die Au-
gen .sind übrigens glänzend schwarz und liegen tief. Der Kopf ist bei
den meisten groß, der Hals kurz, das Kopfhaar von dunkelbrauner
Farbe. Doch trifft man auch Individuen, welche völlig schwarzes und
dabei fast krauses Haar haben, mit sehr schiefen Augen und einer au-
ßerordentlich dunkeln Hautfarbe. Insbesondere haben diejenigen unter
ihnen, welche sich wegen ihrer Beschäftigung der Sonnenhitze sehr aus-
setzen müssen, eine Hautfarbe, die zwischen Kupferroth und Erdbraun
das Mittel hält. Im Allgemeinen sehen die Japaner dunkelgelb aus,
doch die vornehmen Frauenspersonen, welche wenig ausgehen, gleichen in
Hinsicht der Gesichtsfarbe den Europäerinnen. Die Männer scheeren den
mittlern Theil des Kopfs von der Stirn bis fast an den Nacken ganz glatt
und befestigen die Seiten- und Hinterhaare in einem Busch auf dem
Wirbel. Die Frauen lassen das Haar wachsen, binden es auf dem
Kopfe zusammen und schmücken es mit Nadeln. Frauenzimmer, die
in der Gesellschaft für wohlerzogen gelten wollen, färben sich die Zähne
schwarz, scheeren sich die Augenbraunen ab, färben sich die Lippen grün
und bedecken sich das Gesicht mit weißer Schminke. Überhaupt findet
sich die Gewohnheit, sich die Zähne schwarz zu machen, allgemein bei
den Frauen und Mädchen, sobald sie das achtzehnte Lebensjahr erreicht
haben.
*) „Ich habe, sagt Golownin, zwei Jahre vergebens mich bemühet, das
Japanische Wort, welches Feuer bezeichnet, aussprechen zu.lernen.
Wenn die Japaner es aussprechen, so schien es wie fi, chi, psr,
fsi, zu klingen, wenn man es durch die Zähne ausspricht. Wir
mochten aber unsere Zunge drehen, wie wir wollten, so blieben die
Japaner doch immer bei ihrem: „nicht recht." Und solcher Wörter
zählt die Japanische Sprache sehr viele."