1. Bd. 2
- S. 706
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
706
A sirn.
Dis Priester und Mönche sind'sehr zahlreich in Japan und zer-
fallen in mehrere Grade, die in den besondern Sekten ihre besondern
Vorrechte haben. Es giebt 3 Hauptreligionen in Japan; die welche
Sinto oder Sin-Siu heißt, ist die älteste und der ursprüngliche
Glaube des Reichs. Sie gründet sich auf die Anbetung von Geistern
oder Gottheiten, welche die Aufsicht haben über alle sichtbaren und un-
sichtbaren Dinge, und Sin oder Kami heißen. Der Dairi, dessen
Familie, als von den Gottheiten, die das Reich in alten Zeiten re-
gierten, abstammend betrachtet wird, war ursprünglich das Haupt die-
ser Religion, welche die Göttin Tea-sio-düe-sin (großer Geist des
himmlischen Lichts) am höchsten verehrt, von der die Familie des Dairi
abstammen soll, und deren Haupttempel Nae-koo (innerer Tempel)
heißt- und in der Provinz Jzeh liegt, vom eilften Dairi im I. 4. vor
Christi Geburt gegründet. Es ist ein sehr einfaches Gebäude, umge-
den von 7 andern Tempeln, die verschiedenen Gottheiten und Geistern
geweiht sind. In seiner Nähe befinden sich 24 andere Altäre oder
Kapellen, wo verschiedenen Schutzgeistern Opfer dargebracht werden.
In einem andern Tempel, Ghekoo (äußerer Tempel) genannt und
in derselben Provinz gelegen, wird der Gott Toyo-ke-o-dai-sin
angerufen, welchen man als den Schöpfer Himmels und der Erde und
zugleich als Schutzgottheit des Dairi betrachtet. Darum bringt der regie-
rende Dairi in diesem Tempel seine Opfer dar und verrichtet seine Andacht.
Bei der feierlichen Einweihung eines jeden Dam wird seine Größe mit ei-
nem Bambusstäbe gemessen, und dieser in dem genannten Tempel nieder-
gelegt und daselbst bis zu seinem Tode aufbewahrt, wo der Stab in den
Tempel Nae--koo gebracht wird, mit 12 oder 13 daran befestigten Pa-
pierstreifen, welche die Namen des Fürsten enthalten; alle diese Bambus
verstorbener Dairis werden als Kami oder Geister betrachtet. Der
Tempel Ghe-koo ist von 4 andern Tempeln umgeben. 16 Altäre
und Kapellen, welche verschiedenen Göttern gehören, stehen in der
Nähe und 8 andere etwas weiter davon. Überhaupt ist die ganze
Provinz Jzeh mit Tempeln und Opferstellen angefüllt und wird als
ein heiliger Ort betrachtet. Die Bekenner der Sinto-Religion glauben
an die Unsterblichkeit der Seele und ein Gericht über dieselbe durch
die Himmelsrichter; die Seelen der Tugendhaften kommen in die Hoch-
ebene des Himmels, wo sie Kamis oder wohlthättige Geister werden,
wogegen die Seelen der Bösen in die Hölle oder das Reich der Wur-
zeln kommen. Um die Kamis zu ehren, errichtet man ihnen Mi y as
oder Tempel von Holz. In der Mitte ist das Sinnbild der Gottheit,
welches aus Papierstreifen an Stöcken von dem Baume Finoki besteht.
Diese Sinnbilder mit Namen Go fei befinden sich in allen Japani-
schen Häusern in kleinen Miyas. Auf jeder Seite dieser Kapellen
stehen Blumentöpfe mit Zweigen des Baumes Sakaki, oft auch Myr-
ten oder Tannen, ferner 2 Lampen, eine Tasse Thee und mehrere Ge-
säße mit Sacki. Vor diesen Kapellen beten die Japanesen des Mor-