1. Bd. 2
- S. 718
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afrika.
wieder zurückkehrte. 1836 ist abermals ein Britt», Kapitän Alexan-
der von der Kapstadt abgereist, um die Damaras an der Wallsi'sch-
bai an der Westküste zu besuchen, von denen man bis jetzt nur sehr
wenig weiß.
Wie groß aber auch die Bemühungen sind, welche diese ange-
führten und noch viele andere Reisende auf die genauere Erforschung
dieses Erdtheiles verwendet haben, wie sehr man auch den Muth der-
selben bewundern muß, den sie im Überwinden der Schwierigkeiten
zeigten, die sich dem Europäer beim Eindringen in das unbekannte
Innere entgegen stellen: so verhüllt doch immer noch ein undurchdring-
licher Schleier den größten Theil dieser weit ausgedehnten Landerstrecken
den Augen der Europäer. Man darf nur eine Karte von Afrika über-
blicken, um sogleich zu sehen, wie viel uns zur Kenntniß dieses großen
Erdtheiles fehlt. Am meisten ist der nördliche Theil desselben bis zum
10° N. Br. bekannt, wiewohl auch hier noch viel zu wünschen übrig
bleibt; allein von der südlichen weit größern Halste können wir noch
sehr wenig, kaum die Küsten und zwar auch nur einen schmalen Rand
derselben; das Innere aber bietet noch ein weites Feld für Entdeckun-
gen muthigen Reisenden dar, die entschlossen sind, Leben und Gesund-
heit an die Lösung dieser Räthsel zu setzen und gleich so vielen wackern
Männern das Opfer ihrer Bestrebungen zu werden. Die Ursachen,
warum Afrika unter allen Erdtheilen (mit Ausnahme Australiens) am
wenigsten erforscht ist, liegen zum größten Theil in der Beschaffenheit
dieses Erdtheils. Ec ist nämlich unter allen der unzugänglichste.
Seine Küsten brechen theils schroff in die See ab und verhindern
durch furchtbare Brandungen die Landung; theils verflachen sie sich
tief ins Meer hinein und bilden gleichsam eine fortgesetzte Sandwüste.
Der kundige Schiffer flieht diese Syrten (Sandbanke), wo ihm dop-
peltes Unheil des Strandens und der Sklaverei droht; denn ungastlich
ist der Strand der räuberischen Mauren. Gierig harren diese Horden
am Strande auf die reichen Ladungen, welche ihnen Stürme und Un-
vorsichtigkeit zuführen, furchtbares Strandrecht übend, an ihren unwirth-
lichen Küsten. Auch hindert der Mangel großer schiffbarer Flüsse das
Eindringen in die Tiefe des Landes. Außer dem Nil hat der ganze
Erdrheil keinen einzigen Strom erster Größe und von den andern grö-
ßern Flüssen wie der Senegal, Gambia, Ioliba, Zaire, Orange und
Zambese sind wenige weit ins Land und schwerlich einer derselben bis
auf 150 M. in das Innere schiffbar. Zudem sind sie auch voll
Stromschnellen, Klippen und Gefalle und ihre Ufer von wilden Völ-
kern besetzt. Ferner fehlen diesem Continente die tiefen Einbuchten
und Meerbusen, wie auch die inselreichen Archipel. Dabei machen das
heiße Klima, die großen, wasserleeren, dürren, baumlosen Wüsten, steile,
kahle Bergzüge ohne große Bewässerung im Innern und an den Fluß--
ufern pesthauchende Sümpfe diesen Erdtheil dem Europäer lebenbedro-
hend. Der fremde Reisende muß gewissermaßen auf sein Leben ver-