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1. Bd. 2 - S. 739

1837 - Eisleben : Reichardt
739 ■J > Ägypten. dieser Hohe bleibt er dann etwa 14 Tage, darauf fängt er an abzu- nehmen, aber weit langsamer als er zugenommen. ^ Den 10. Novem- der ist er meistens wieder auf die Halste seines höchsten Standes ge- fallen^ und so sinkt er nun allmahlig bis zum 20. Mai des folgenden Jahres und bleibt dann unverändert bis wieder zum Sommersolstitium. Die Höhe des Wasserstandes, von dem die Fruchtbarkeit des Landes abhangt, ist nicht jedes Jahr dieselbe, sondern wechselt nach der grö- ßern oder geringern Quantität des tropischen Regens in der heißen Zone. Bei einer 16—20 Ellen hohen Höhe des Wassers giebt es eine reiche, bei geringerm Wasserstande eine entweder mittelmäßige oder schlechte Erndte. Um nun das befruchtende Wasser des Nil besser zu vertheilen, sind nach allen Richtungen hin Kanäle angelegt, die von beiden Ufern des Flusses ausgehen und das Wasser bis an den Rand der Wüste bringen. In gewissen Entfernungen von dieser Gränze an ist jeder Bewässerungskanal durch Querdämme verschlossen, die schräge das Nilthal durchschneiden. Das Wasser, welches der Kanal gegen einen dieser Dämme führt, erhebt sich, bis es mit dem des Nil von gleicher Höhe ist, und so bildet das Land zwischen dem Flusse und dem Damm, zur Zeit der Überschwemmung einen größern oder kleinern See. Sobald diese Gegend hinreichend überströmt ist, öffnet man den Damm, das Wasser ergießt sich in die Fortsetzung des Kanals, bis es durch einen andern Damm wieder aufgehalten wird, und es wieder Übertritt und das Land befruchtet. Diese Querdämme gehen gewöhnlich von einem Dorfe :um andern, und bilden eine Art Chaussee, wodurch die Dorfschaften zu allen Jahrszeiten mit einander in Verbindung stehen, da sie auch bei dem höchsten Wasserstande nicht überfluthet werden. Wenn das Thal eine beträchtliche Breite hat, wie das linke Ufer zwi- schen Siut und dem Eingänge von Fayum, so folgt der vom Nil ab- gehende Kanal so nahe als möglich der Gränze der Wüste ohne einen Querdamm; dann ist er abep einem Nilarm ähnlich und aus ihm werden, wie aus dem Nil selbst, die Bewässerungskanäle abgeleitet. So groß auch noch jetzt die Zahl dieser Kanäle ist, so war doch einst ihre Anzahl bei Weitem größer; noch findet man überall Spu- ren von ihnen und zwar an solchen Orten, die jetzt eine völlige Wüste sind. Die alten Wasserbauten waren einst eben so bewundernswerth, wie alles, was jenes alte Volk unternahm. Auch die Überreste, welche die Noth selbst die Barbaren zu erhalten zwang, sind immer noch groß. Unter der Römerherrschast ward mit Sorgfalt über die Erhaltung der Kanäle gewacht; als sie verfiel, mußten auch die Kanäle verfallen. Die Araber bebauten Ägypten., mit Sorgfalt und unterhielten möglichst die Kanäle; aber die Türken- und Mamelukenherrschaft war in dieser Hinsicht desto verderblicher. Wäre Ägypten unter Frankreichs Herr- schaft geblieben, so ist kein Zweifel, daß die Franzosen ihre Kultur und Industrie hieher verpflanzt hätten. Unter dem gegenwärtigen Beherr- scher Ägyptens geschieht wohl auch manches für den Wiederanbau des 47 * .
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