1. Bd. 2
- S. 748
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afrika.
halten wird, als dies durch eine hölzerne Thüre geschehen könnte. Ist
das Feuer eine unbestimmte Zahl von Tagen, 8, 10 oder 12, je nach
der Witterung, unterhalten worden, so wird es ausgelöscht, weil die
jetzt den Öfen mitgetheilte Warme hinreichend ist, um das Ausbrüten
zu vollenden, das hier eben so lange dauert, als die Henne dazu
braucht, nämlich 21 Tage. Um die Mitte dieser Zeit wird eine An-
zahl der in den untern Abtheilungen liegenden Eier in die obern ver-
setzt, damit die Küchelchen die Schale leichter durchbrechen können, als
dies der Fall wäre, wenn mehrere Eier auf einander liegen. Die An-
zahl der in den verschiedenen Bezirken Ägyptens zerstreuten Brutofen
ist, auf 386 angegeben worden, und diese Anzahl kann weder ab- noch
zunehmen, da jeder Ofen von einem Bewohner von Berme besorgt
werden muß, deren keiner seine Kunst ohne einen Erlaubnisschein der
Obrigkeit ausüben darf. Für jeden solchen Erlaubnißschein müssen 30
Gulden bezahlt werden. Wenn man also annimmt, daß in jedem
Ofen jährlich 6 oder 8mal gebrütet wird, und daß jede Brut aus
40,000 bis 80,000 Eiern besteht, so ergiebt sich, daß im Durchschnitt
jährlich 100 Millionen Küchelchen in Ägypten ausgebrütet werden.
Man rechnet, daß ohngefähr ein Drittel der in den Ofen gelegten Eier
zu Grunde geht; die Bermer wenigstens stehen nur für -- der ihnen
übergebenen Eier gut, so daß sie für 43,000 ihnen anvertrauten Eier,
nur 30,000 Küchelchen zu liefern verpflichtet sind. Was sie über diese
Zahl ausbrüten, kommt ihnen zu gut, und außerdem erhalten sie,
nebst der Verköstigung, noch 90—120 Fl. für eine Arbeit von 6
Monaten.
Unter den Produkten des Pflanzenreichs in Ägypten bemerken wir
die Henna, Alhenna, d. i. die getrockneten und zu Pulver gerie-
benen Blätter und Wurzeln von einem Strauch, der zu der Pflanzen-
sjattung der Lawsonien gehört, 2 bis 3 F. hoch wird, weiße, wohlrie-
chende Blumen hat, und auch in der Berberei, in Ostindien und in
der Asiatischen Türkei gezogen wird. Wurzel und Blätter enthalten
eine rothe oder vielmehr rothgelbe Farbe. Die Henna giebt einen
nicht unbedeutenden Handelsartikel, indem die Türkischen und Griechi-
schen Frauenzimmer damit die Fußsohlen, das Innere der Hände und
die Nagel an Händen und Füßen zur Zierde roth zu färben pflegen.
Auch färbt man Zeuge damit.
Ferner sind zu bemerken: 1) die Brustbeerbäume, deren
Früchte man unter dem Namen der schwarzen und rothen Brustbeeren
kennt. Die schwarzen Brustbeeren oder Sebesten, an Größe und
Geschmack unsern Pflaumen ähnlich, von schwarzgrüner Farbe, werden
sowohl gegessen, als dienen auch in ihrer Heimath zu einem Arzneimit-
tel gegen Brustbeschwerden, und kommen von einem Baume, der zu
der Gattung der Cordien gehört und Pflaumencordie (Cordia
liiyxq) heißt. Dieser Baum hat immer grüne Blätter, in Sträußern
aus den Winkeln der Zweige hervorkommende Blüthen, und wachst