1. Bd. 2
- S. 758
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afrika.
Gewölbe vereinigt. Aus diesen kommt man, in einen weitläuftigen
runden Saal, der in verschiedenen Gallerien und Katakomben ausläuft.
Man vermuthet, daß die sogenannten Bader der Kleopatra, zu welchen
allerdings das Meerwassec eindringt, zum Bade für die einzubalsami-
renden Leichen gedient habe. Man hat in der neuesten Zeit auch noch
Griechische Katakomben entdeckt, deren Wände bemalt waren und in
ihren Kammern mit Gebeinen gefüllte Todtenurnen enthielten; da sie
jedoch den Alterthumsforschern keine Ausbeute versprachen, sind sie
wieder verschüttet.
Bon Alexandria nordöstlich, 4 Stunden entfernt, liegt auf der
die Seen Mareotis und Maadieh von dem Meere trennenden Land-
zunge das Dorf Abukir mit einer Rhede, wo den 1. August 1798
eine berühmte Seeschlacht geliefert und die Französische Flotte von der
Brittischen unter Nelsons *) Anführung vernichtet wurde. Am 19.
Mai 1798 nemüch war eine der größten Französischen Flotten,'beste-
hend aus 13 Linienschiffen, 8 Fregatten, 25 kleinern und 400 Trans-
portschiffen aus Toulon ausgelaufen, um ein 40,000 Mann starkes
Heer unter dem Befehle des Generals Buonaparte nach Ägypten zu
führen. Am 1. Julius erreichte sie glücklich das Ziel ihrer Fahrt,
und das ausgeschiffte Heer hielt schon am 23. Julius seinen siegreichen
Einzug in Kairo, wahrend die Flotte unter ihrem Admiral Brueys
bei Abukir vor Anker lag. Nach langem vergeblichen Suchen fand
Nelson am 1. August die feindliche Flotte auf der Rhede von Abukir.
Augenblicklich gab er das Signal zur Schlacht, und kaum hatten die
Französischen Kapitäne, die eben auf dem Admiralschiffe versammelt wa-
ren, sich auf ihren Posten begeben können, als schon die ersten Britti-
schen Schiffe den Angriff begannen. Wiewohl die Französische Flotte
der Brittischen, die aus 14 Linienschiffen und 2 Briggs bestand, an
Zahl der Schiffe und des Geschützes überlegen war und in einer vor-
theilhaften Stellung, an einer kleinen, durch eine große Batterie von
Kanonen und Mörsern gedeckten Insel sich befand, ließ dennoch Nelson
plötzlich mit einer unerhörten Verwegenheit - die Halste seiner Flotte
zwischen dieser Insel und dev Französischen Schlachtlinie durchbrechen
und an der Landseite im Rücken derselben hinuntersegeln, während die
andere Hälfte sich auf ihre Fronte zog und sich einen Pistolenschuß
weit davon vor Anker legte. Abends halb 7 Uhr mit Sonnenunter-
*) Nelson, geboren 1758 ln England, trat sehr lung in Brittksche See-
dienste und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten durch seine Tap-
ferkeit aus und ward daher 1797 zum Contre-Admiral ernannt, er-
focht 1798 den großen Sieg bei Abukir, ward 1801 Admiral der blauen
Flagge und siegte 1805 zwar bei Trafalgar über die vereinigte Fran-
zösische und Spanische weit stärkere Flotte, blieb aber in dieser groß-
ßen Schlacht, durch eine Flintenkugel tödtlich verwundet. Sein Leich-
nam ward nach London gebracht und dort mit ungemeiner Pracht
feierlich in der St. Paulskirche begraben.