1. Bd. 2
- S. 786
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afrika.
eine und dann das andere Boot. Während die Flußpferde durch das
Wasser gehen, halten sie den Kopf stets unter demselben und blasen
mit ihren breiten Nasenlöchern das Wasser, gleich einem Regen, über
den Rücken hinweg. An einer andern Stelle dieses Flusses bemerkten
die Britten, da wo die Flußpferde beim Aus- und Eingang in das
Wasser am Ufer durchzubrechen pflegen, spitzige, im Feuer gehärtete
Pfähle, die von den Eingebornen daselbst eingerammt waren. Sie hat-
ten den Zweck, daß die Thiere beim Herabspringen sich daran spießen
sollten, und auf diese Weise werden gar viele gefangen. Sie kommen
an den erhaltenen Wunden bald um, nachdem sie das Wasser erreicht
haben, wo dann ihre Riesenleiber, vom Wasser aufgeschwollen, den
Fluß hinabtrciben und von den Eingebornen aufgefangen werden, die
ihnen zur Zeit der Hungersnoth eifrig nachstellen. Zuweilen versam-
meln sich die Eingebornen in den Wäldern; und kommen die Thiere
auf die lichten Stellen, um zu grafen, so stürzen sie mit lautem Ge-
schrei auf sie zu, die alsdann dem Wasser zurennen und kopfüber mit
solcher Gewalt in die Pfahle stürzen, daß ihre Haut, so hart sie auch
ist, nicht widerstehen kann, das Holz in der entsetzlichen Wunde zer-
splittert und bald ihrem Leben ein Ende macht. Die Eingebornen be-
schranken sich indeß nicht bloß darauf, die Flußpferde auf diese Weise
zu fangen, sondern sie wagen es auch zuweilen schaarenweise vereint,
sie mit ihren Lanzen anzugreifen. Sie belauern das Thier, und in-
dem sie die Zeit abpassen, wenn es durch das dichte Gebüsch bricht, wo
sie verborgen liegen, durchschneiden sie ihm, kühn auf die Schärfe ihrer
Lanzen vertrauend, die Sehnen der Füße, und todten es dann, wenn
es in ohnmächtiger Wuth am Boden liegt, mit vielen Wunden. Diese
mit großer Gefahr verbundene Angriffsweise bringen sie indeß nur dann
in Anwendung, wenn großer Mangel an Fleisch oder starke Nachfrage
nach den Zahnen dieser Thiere ist.
Das Pflanzenreich liefert in Nubien Ebenholz, ein schweres,
feines, sehr hartes Holz, das zu feinen Tischler- und Drechslerarbeiten
häufig verarbeitet wird. Das achte, rabenschwarze Ebenholz kommt aus
verschiedenen Gegenden Afrikas und aus der Insel Ceylon. Andere
zum Theil mit Striemen versehene Sorten kommen aus verschiedenen
Gegenden Ostindiens, von Java, Sumatra, den Philippinen, so wie
von mehreren Inseln Afrikas; das grüne oder braungrüne, auch
Aspa lat holz genannt, kommt aus Westindien; das blaue, von
seiner Purpurvioletfarbe auch Veilchen- oder Purpurholz genannt,
von Guinea. Dies letztere heißt auch Luftholz, weil es Anfangs grau
ist, und seine violette Farbe erst erhalt, wenn es verarbeitet der Luft
ausgesetzt wird. Unter rothem Ebenholz versteht man das dichte,
roth geaderte Grenadillholz von einigen Afrikanischen Inseln.
Unter den verschiedenen Völkerschaften, welche Nubien bewohnen,
bemerken wir vorzüglich die Nubier, die unter den Namen Bara-
bras- Berber oder Kenus in ihrer Landessprache bekannt sind,