1. Bd. 2
- S. 809
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Berberei.
809
auf den Kanarischen Inseln gesprochen. Unter den verschiedenen Dia-
lekten dieser Sprache, die alle durchaus von der Arabischen verschieden
sind, sind die bekanntesten der in der Regentschaft Algier und in dem
Kaiserreich Marokko verbreitete, der erste Schovia und der zweite
Lamzirght genannt, wovon letzterer sich wieder in Berber und
Schilka theilt. Das Volk, dem man den Namen Berbern giebt,
kennt diesen Namen nicht und wüßte ihn auch nicht einmal auszu-
sprechen, da das B. in seiner Sprache fehlt. In Marokko nennen
die Berbern sich Amazirghen, ein Name, der in ihrer Sprache
edel, frei, unabhängig bedeutet. In Algier heißen sie Kabylen, in
Tunis Zu a wen, in Tripoli Ade msec, in der Sahara Tuariks
und T u a t s. Auch die Schellöchen oder S ch i l l u h s in Marokko,
die Mozaben in Algier, die Bar ab ras in Nubien (s. oben) gehö-
ren zu den Berbern, so daß sie also nicht allein in der Berberei, son-
dern auch in einem Theile Nubiens und in der Sahara bis nach Ni-
gritien hin wohnen. Auch die seit 100 Jahren ausgestorbeaen Guan-
chen auf den Kanarischen Inseln gehörten zum Berberischen Volks-
istamme, von dem man auch glaubt, daß er mit den Ägyptern einerlei
Ursprungs sey.
Die Amazirghen, Mazirghen, unrichtig Berbcrn genannt,
bewohnen in Marokko den nördlichen Theil des Atlasgeb.rges, -wo sie
nach den Bergen des Er-Riff gewöhnlich Riffin er heilen, und sich
von da bis zur Provinz Tedla ausdehnen, wo die Schellöhen beginnen.
Auf der gegenüberliegenden Seite der großen Atlaskette, in den Pro-
vinzen Tasilelt und Sedschelmeffa, so wie in Biled-ul-Tscherid und in
Harib wohnen andere zahlreiche Amazirghifche Sramne. Nur eine
geringe Zahl Amazirghen gehorcht dem Sultan von Mwokko gänzlich.
Der größte Theil derselben, mehr als 2 Millionen, lebt unabhängig unter
ihren Omzarghen (Herren), Amucranen (Grosen) und Amr-
garen oder Altesten, oder unter unbeschrankten Firsten aus ihrem
eigenen Volke. Sie sind von weißer Hautfarbe, mitlerer Größe und
schönen Athletischen Formen, rüstig und kräftig, voll Lben und gewöhn-
lich schlank. Ihr Wesen ist lebendig, ihre Farbe weißlich - und ihr
Haar nicht selten blond, so daß man sie bisweilen velmehc für Nord-
europäische Landleute, als für Bewohner Afrikas heten sollten. Sie
tragen ein einfaches Hemde ohne Ärmel, nebst Binkleidern; scheeren
den Kopf, indem sie nur an dem hintern Theil' das Haar wachsen
lassen, tragen keinen Bart, außer einem kleinen Klebelbarte und einem
Stück am Kinne. Auf den Gebirgshöhen bewhnen sie Zelte und
Hütten und bisweilen Höhlen, gleich den alten Troglodyten; in der
Ebene Hauser von Stein oder Holz, von Maurn umgeben, die mit
vielen Schießscharten versehen sind. Sie sind kregerisch, muthig, kühn,
heftig und unversöhnlich in ihrem Hasse; im schwimmen sehr geschickt
und finden ihr Hauptvergnügen in der Jag; lieben leidenschaftlich
ihre Flinten und verwenden viel auf deren Ausschmückung mit Silber