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1. Bd. 2 - S. 881

1837 - Eisleben : Reichardt
Senegambien. 88 i pfung seiner Mutter nie. Besonders gewöhnen sie ihre Kinder zur Wahrheitsliebe. Will die Mutter den Sohn rühmen, so sagt sie, er hat nie eine Unwahrheit geredet. Die Erziehung ist ganz in den Handen der Frauen. Letztere werden gut behandelt, genießen Achtung und Einfluß, und nehmen an den öffentlichen Vergnügungen Theil. Streitigkeiten unter ihnen entscheidet der Mann. Ist aber das Anse- hen desselben nicht hinreichend, den Hausfrieden zu erhalten, so nimmt er seine Zuflucht zum Mumbo-Jumbo, einer Art von Popanz, das Schrecken der Weiber. Dies ist ein aus Baumrinde verfertigter kolossaler Mann, mit verschiedenen Farben bemalt, der gewöhnlich an einem Baume in geringer Entfernung von dem Dorfe aufgehängt wird. Sein Kopf ist mit einer ungeheuern spitzigen Mütze bedeckt, welche niagifche Figuren schmücken, sein übriger Anzug besteht aus einem langen Nocke mit weiten Ärmeln. Mit Einbruch der Nacht, erscheint er, von mehreren Marabuts begleitet, nachdem er schon vorher seine Ankunft durch fürchterliches Schreien in den nahen Wäldern verkündet hat, auf dem gewöhnlichen Verfammlungsplatze (Bentang) der Einwohner eines Ortes, wo alle, auch die Weiber sogleich erschei- nen müssen. Die Ceremonie beginnt mit Tanzen und Gefangen, die bis Mitternacht fortdauern. Wehe derjenigen Frau, die eifersüchtig auf ihbe Genossen und nach der Herrschaft im Haufe strebend, die Ruhe desselben gestört hat. Sofort ruft sie die furchtbare Stimme des Mumbo-Jumbo vor seinen Richterstuhl, seinem Ausfpruche folgt die Vollziehung. Sie wird ergriffen, entkleidet, an einen Pfahl ge- bunden und mit der Ruthe des Mumbo-Jumbo bis aufs Blut durch- gehauen, unter dem Spott und dem Gelächter der ganzen Versamm- lung. Nach Beendigung der Ceremonie tritt alles wieder in seinen gewöhnlichen Zustand. Mumbo-Jumbo verschwindet und am nächsten Tage sieht man ihn wieder an der Stelle hangen, die er am vorher- gehenden Abende einnahm. Diese mit einem unverletzlichen Geheimnisse umhüllte Rolle wird abwechselnd durch die Mitglieder einer verborge- nen Gesellschaft gespielt, deren Beschlüsse die Bevölkerung in Schre- cken setzen. Mit Unrecht betrachten die Weißen die Neger und besonders die Mandingos als trage und unthätig. Das Klima selbst verbietet große Anstrengungen, aber ein Volk, das sich alle seine Bedürfnisse verschafft, kann man nicht faul nennen; daß sie nicht mehr thun, darf uns nicht Wunder nehmen, da der größere Ertrag keinen Absatz findet. Die Feldarbeit beschäftigt sie hinreichend in der Regenzeit, in den andern Monaten treiben die an den Flüssen wohnenden Fischerei. Andere jagen. Die Weiber bereiten Baumwolle und spinnen an der Spin- del, die Männer weben und jene färben das Zeug ächt blau mit In- digo. Dies sind die Arbeiten, welche jeder versteht. Als künstliche Arbeiten gelten die Bereitung des Leders und das Schmieden des Eisens. Dse meisten Schmiede arbeiten auch in Gold. Die Freien Carmabich's Hülfsbuch. Ii. Band, 56
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