1. Bd. 2
- S. 883
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
883
Öberguinea.
mit dem Quorra ein gemeinschaftliches Delta bilde. Man sieht aus
dem allen, daß Oberguinea den Europäern noch ein weites Feld zu
geographischen Entdeckungen darbietet.
Unter den Europäern waren die Portugiesen die ersten, welche diese
Küsten Oberguineas beschifften, und hier und da Forts und Nieder-
lassungen zur Beschützung und Beorderung des Landes anlegten. Die
Spuren ihres ausgebreiteten Einssusses auf diese Küsten in früheren
Zeiten, sind noch deutlich genug. So reden viele Neger noch heutiges
Tages die Portugiesische Sprache; auch ist die Sprache aller Küsten-
neger mehr oder weniger mit Portugiesischen Worten vermischt. Nach
den Portugiesen begannen auch andere Europäische Volker sich hier
nieder zu lassen, z. B. die Niederländer, Britten, Franzosen, Schwe-
den, Danen, Preußen, und so entstanden eine Menge Forts, vorzüg-
lich an der Goldküste, von welchen jetzt die Britten, Niederländer und
Danen die meisten haben, wahrend von den übrigen nur die Franzo-
sen und Portugiesen eins und die Schweden und Preußen gar keins
Mehr besitzen.
Man kann sich einen ziemlich richtigen Begriff von einem Afrika-
nischen Fort machen, wenn man sich einen Mit Kalk getünchten Thurm
ohne Spitze denkt, so bedeutend erweitert, daß das Fort 50 Schritte
Raum auf jeder Seite bekommt; doch bildet es nicht immer ein voll-
kommenes Quadrat. Auswendig sind die Forts in einiger Entfernung
gemeiniglich mit einer 6 bis 7 Ellen hohen Mauer umgeben. Die
Mauer und der auf solche Weise beschützte Platz wird das Vorwerk
genannt, und ist eigentlich dazu bestimmt, in Kriegszeiten die verbün-
deten Neger aufzunehmen, wenn sie von ihren Feinden gedrängt wer-
den. Da mehrere von den Forts an hohen Orten liegen, so sehen sie
in weiter Entfernung, wenn sie kürzlich mit Kalk getüncht sind, Krei-
debergen ähnlich, besonders wenn die Sonne darauf scheint. Die
Mauern der Forts sind sehr dick Und oben darauf ist eine Brustwehr
mit Schießlöchern für die Kanonen. Am Fuße des Forts nach der
Seeseite ist in einigen Brittischen Forts noch eine starke gemauerte
Batterie angebracht. Die Zahl der Kanonen ist nach der Größe der
Forts verschieden. Keins hak über 40 Kanonen. Im Hofe der Forts
sind gemeiniglich die Packhauscr, die Eisternen Und eingeschlossenen
Raume, die sonst für die Sklaven bestimmt waren. Die meisten
Europäer haben luftige Zimmer in den flachen Gebäuden auf den Bat-
terien selbst, besonders zeichnet sich der sogenannte Gouvernementssaal
durch seine Größe und Zuweilen durch seine Pracht aus. Redouten
sind im Grunde einerlei mit den Forts, bloß nach einem viel kleinern
Maßstabe, und führen selten mehr als 6—8 Kanonen. Privatleute
Unter den Europäern haben oft in der Nähe der Forts Gebäude, die
in demselben Style wie diese aufgeführt, doch unbefestigt und niedriger
sind, damit die Kanonen der Forts darüber schießen können. Das
Hauptfort der Britten heißt Cape Co äst, das der Niederländer St.
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