1. Bd. 2
- S. 920
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
920
Afrika.
stadte, Panvo, wo der König wohnt, und Tandi-a-vua, auch
A gattu-Yanvo (Stadt der Weiber) wo die Königin residirt. Yanvo
soll die größte Stadt, südwärts dem Äquator seyn, und Douville giebt
ihr über 40,000 Bewohner. Die Häuser sind im Allgemeinen aus
Ziegelsteinen, an der Sonne gedörrt, erbaut; es giebt hier 2 öffentliche
Platze, große Gefängnisse und 2 viereckige aus Backsteinen erbaute
Zitadellen. Die königliche Residenz ist sehr weitlauftig, besteht aber
nur aus einem Stockwerke. - Der Weiberpallast ist auch sehr groß
und enthalt 700 Weiber, welche das Lager des Königs theilen. Die
Weiberstadt hat auch eine Citadelle und eine Festung nebst dem weit-
läufigen Pallaste der Königin und 16,000 E. Beide Städte sind
von Flußarmen umschlossen, welche nach Osten fließen.
Weit bekannter als alle diese Völker sind uns die Kaffern,
wenigstens diejenigen, die im Norden und Nordosten des Kaplandes,
und zwar entweder im Innern bis zum Wendekreise des Steinbocks,
oder am Indischen Ozean bis zur Lagoabai (Heilige-Geistbai) und bis
zu dem in diese Bai sich mündenden Heiligen-Geistflusse (Manissa,
auch Maputa genannt) wohnen. Besonders sind diese Völker den
Europäern näher bekannt geworden, seitdem von der Kapkolonie aus in
den neuesten Zeiten mehrere unternehmende Reisende (Bd. Ii. S. 717)
zu ihnen vorgedrungen und durch Brittische, Deutsche und Französische
Missionsgesellschaften Missionare dahin gesandt und Missionsstationen
nebst Schulen begründet worden sind. Zwar hat sich von den er-
wachsenen Kaffern erst nur eine unverhältnismäßig geringe Anzahl zum
Christenthum bekehrt, indeß haben sich doch schon mehrere Häuptlinge
zu dem christlichen Glauben bekannt und ihren heidnischen Gewohnhei-
ten entsagt und ihr Beispiel wird nicht ohne Erfolg für das weitere
Verbreiten des Christenthums und der Civilisation seyn. Am wirksam-
sten sind bis jetzt die bei den Kaffernvölkern, die Betschuanas genannt
werden, errichteten Missionen. — Die Kaffern aber, die nordwärts
vom Wendekreise des Steinbocks im Innern Afrikas wohnen, kennt
man noch gar nicht, und weiß eben so wenig, wie weit sich dieselben
nach dem Äquator zu erstrecken. Lichtenstein vermuthet, daß sie bis
Zur Breite von Omiloa oder etwa bis zum 9° S. Br. reichen.
Der Name Kaffern ist in der Sprache dieser Völker völlig un-
bekannt; sie haben statt dessen ihre eigenen Stammnamen, und neh-
men es übel, wenn man sie Kaffern nennt, da diese Benennung (von
dem Arabischen Worte Kafir, ein Ungläubiger) ein Schimpfnamen
ist. Die Arabischen Bewohner der nordöstlichen Küste Afrikas gebrauch-
ten diesen Namen, um damit alle jene Völker des südöstlichen Afrikas
zu bezeichnen, die den Islam nicht angenommen hatten; von diesen hör-
ten die frühern Europäischen Seefahrer denselben und behielten ihn bei.
Die Kaffern werden übereinstimmend von allen Reifenden, als
«sin Volk geschildert, das man einen sehr schönen, kräftigen und wohl-
proportionirten Menschenschlag nennen kann, der sich durch seine Lei-