Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 2 - S. 926

1837 - Eisleben : Reichardt
926 Afrika. fasten und 3 Wochen fern von Menschen einsam zuzubringen, sogar seine Kleidung abzulegen, denn sie gilt hinsott für unrein, und seine Nah- rung besteht während der ganzen Zeit seiner Verbannung bloß in Wurzeln und wilden Früchten. Noch harter ist das Loos einer Wittwe. Nach dem Tode ihres Mannes muß sie sich ebenfalls und zwar für noch weit längere Zeit in eine Wildniß flüchten und sich ebenfalls in Hinsicht ihrer Nahrung auf Wurzeln und wilde Früchte beschranken. Nach einem Aufenthalte von 2—3 Tagen am Orte ihrer Verbannung legt sie ihre Oberkleider, die als unrein gelten, ab und ist nun weder bei Tage noch bei Nacht gegen die Witterung geschützt. Hat sie einige Zeit in diesem Zustande zugebracht, so macht sie mit scharfen Steinen tiefe Einschnitte an verschiedenen Stellen ihres Körpers. Die Hütte, welche sie mit ihrem verstorbenen Mann bewohnte, wird verbrannt, und sie ist mithin genöthigt, sich entweder eine neue zu bauen oder bei ihren Verwandten Unterkunft zu suchen. Das größte Unheil jedoch wird durch den unter den Kaffern herrschen- den Glauben an Zauberei verursacht, und Krankheiten werden durchge- hends für Wirkungen derselben gehalten. Sie ziehen dann Zauberer, die auch vorgeben, nach Gutdünken Regen und Sonnenschein machen zu können, zu Rathe um den vermeinten Urheber der Krankheit zu entdecken. Diese stellen hierauf Beschwörungen an, durch welche die Anwesenden in einen Zustand der höchsten Wuth versetzt werden, und endlich wird irgend ein Unglücklicher als Thäter bezeichnet, den mau den grausamsten Martern unterwirst, um ein Geständnis von ihm zu erpressen. Ist dieses erfolgt, so wird der vermeinte Schuldige entweder zu einem qualvollen Tode oder zu einer körperlichen Züchtigung verur- teilt, oder ihm auch wohl seine Heerde weggenommen. Die Kaffern bieten noch andere Züge merkwürdiger Sonderbar- keiten dar und einige Gewohnheiten, die geeignet sind, den größten Ekel einzuflößen. Bevor sie sich zum gemeinschaftlichen Mahle niedersetzen, stecken sie ihre Hände sorgfältig in frischen Kuhmist und wischen sie auf dem Grase ab, was als die vollkommenste Reinlichkeit betrachtet wird. Außer einem zufälligen Untertauchen in einem Flusse waschen sie sich nie, was zur Folge hat, daß sie über und über mit Ungeziefer bedeckt sind. Ist ein Thier geschlachtet worden, so werden gewisse Theile der Eingeweide, nachdem dieselben im eigentlichen Sinne des Worts mit Unflath bedeckt und nur einen Augenblick lang am Feuer geröstet worden sind, heißhungrig verschlungen. Kleine, von Binsen verfertigte, hübsch gearbeitete Körbe dienen zum Aufträgen der Speisen, auch sind sie so ausgefüttert, daß man Fleißigkeiten hineinschütten kann. Viel- weiberei ist bei den Kaffern häufig, doch nur die Reichen, d. h. solche, die zahlreiche Heerden besitzen, machen davon Gebrauch. Das Mäd- chen wird dem Vater abgekauft und mit einem oder einigen Stück Rindvieh bezahlt. Macht sich in der Ehe die Frau der Untreue schul- dig, so kann sie öffentlich feilgeboten und in Ermangelung eines Käu-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer