1. Bd. 2
- S. 931
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Inneres Südafrika.
931
findet, gut zu bearbeiten verstehen. Eine genauere Kenntniß von die-
sem Volke, so wie von den Ländern der Groß- und Klein-Namagucrs
wird uns ohne Zweifel die Reife des Britten Alexander verschaffen,
der 1836 von der Kapkolonie aus eine Entdeckungsreise nach der
Mündung des Orangefluffes, bis zu der Wallsischbai und noch über
diese hinaus zu den Damaras angetreten, und bereits mehrere Schrei-
den von dem Fortgange seiner Reise dem Publikum mitgetheilt hat,
woraus man ersieht, daß er bis zum Orangefluß, wo dieser mit dem
Grep oder H om, einem nördlichen Arme desselben sich vereinigt, und
weiter nordwärts an den Fluß Kaap, einem Arm des großen Fisch-
flusses glücklich vorgedrungen war.
Wir beschließen unsere Nachrichten über das innere südliche Afrika
mit der Schilderung eines Volks, das unter allen Völkern Afrikas,
aus der niedrigsten Stufe der Menschheit sich befindet, im größten
Elende und von der menschlichen Gesellschaft ausgestoßen, gleichsam ge-
ächtet sein unglückliches Daseyn zubringt. Dies sind die sogenannten
Buschmänner, Bosjesmans in der Holländischen Sprache, und
von den eingebornen Südafrikanern Saab genannt. Sie hausen in
den großen Wildnissen im Norden der Kapkolonie bis zu dem Oran-
gefluß und in der großen Wüste, die sich auf der Nordseite dieses
Stromes von den Landern der Koranas und Betjuanen bis zu denen
der Namaquas erstreckt, und sind also Nachbarn, sowohl dieser erwähn-
ten Völkerschaften, als der Kapkolonisten und machen einen wilden,
ganz rohen, verfolgten Stamm der Hottentotten aus. Sie halten sich
hier in den abgelegensten Gegenden, theils in Bergklüsten und Höh-
len, theils in den armseligsten Hütten auf, die so niedrig, sind, daß
kein Bewohner derselben darin aufrecht stehen kann, und gewöhnlich
aus 2 Matten bestehen, wovon die eine im Halbrund zwischen zwei
Stäbe gebogen ist und eine Öffnung nach vorn läßt, die andere aber
hinten die Hütte schließt. Das Innere bildet nur e i n Gemach, in
welchem die ganze Familie, auf einer auf den Boden gebreiteten Haut
ihr Nachtlager hat. Vor dem Eingang einer solchen Hütte ist ein ein-
geschlossener Hof, in welchem sich des Nachts, das wenige Vieh, das
sie besitzen, befindet. Mehrere solcher Hütten bilden Kraals, die ge-
wöhnlich 20 bis 30, selten 100 Menschen fassen und die sie immer
an ganz kahlen Stellen, wo weder ein Baum noch Gebüsch ist, er-
richten, damit sich kein Feind ungesehen nähern könne. Ein solcher
Kraal steht unter einem Häuptling, dessen Würde erblich ist.
Die Buschmänner werden uns als Menschen von einer häßlichen
körperlichen Bildung und mit widerwärtigen Gesichtsbildung geschildert.
Die hervorstehenden Backenknochen, die runden Augenlieder, die plat-
ten Nasen der Hottentotten finden sich hier in einem hohlen Gesichte
mit einem sehr vorstehenden Kinn und scharfen, rollenden Augen, wo-
durch das Ganze ein wildes Ansehen erhalt. Sie haben kleine Füße
und Hände, wie man diese gewöhnlich bei dem ganzen Hottentottcn-
59 *