1. Bd. 2
- S. 937
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Kapkolonie.
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Jahrhunderte der Holländische Handel mit Ostindien sich zu erweitern
anfing und die errichtete Holländisch-Ostindische Handelskompagnie die
Wichtigkeit des Kaps als eines bequemen Ruhepunkts für ihre nach
Ostindien segelnden und von da nach Europa zurückfahrenden Han-
delsschiffe erkannte, nahm sie das Vorgebirge der guten Hoffnung in
förmlichen Besitz, und 1650 oder nach Andern 1652 landete van
Rieb eck, als der erste Holländische Gouverneur der neuen Kolonie
mit einer Handvoll Menschen auf diesem Punkte, wo jetzt die Kap-
stadt liegt, und legte ein Fort an, woraus nach und nach die Kap-
stadt erwuchs. Das Gebiet der neuen Kolonie war Anfangs sehr be-
schrankt und erst 20 Jahre nach ihrer Gründung wurde ein bedeuten-
der Theil des angranzenden Landes den Eingebornen, den Hottentotten,
abgekauft und unter dem Namen Kapdistrikt der Kolonie einverleibt.
Da 1685 durch das Edikt von Nantes viele Protestanten Frankreich
verließen, so suchten einige derselben hier einen Zufluchtsort und durch
sie ward der Weinbau, der den berühmten Kapwein liefert, eingeführt.
Indem die Holländischen Kolonisten immer tiefer in das Land der
Hottentotten eindrangen, wurde das Gebiet der Kolonie mehr und
mehr erweitert, so daß in der Mitte des 18. Jahrhunderts die Kap-
kolonie aus folgenden Distrikten, dem Kap-, dem Zwellendam- und
dem Stellenboschdistrikt bestand und sich gegen N. bis zu den Han-
tam- und Roggeveldsgebirgen und gegen O. bis zu dem Camtuhsfluffe
erstreckte. Doch man blieb dabei nicht stehen, sondern fuhr fort, durch
betrügerischen Kauf oder offenbare Gewalt das Gebiet zu erweitern und
die Hottentotten zurück zu drangen. So wurden 1771 im N. die
Grazlinien jenseits der Sneeuwberge (Schneegebirge) bestimmt, wah-
rend im O. der Camtuhsfluß die Gränze machte, so daß der Flächen-
inhalt der Kolonie gegen 5200 sihm. betragen mochte, etwas mehr
also als der Preußische Staat in seinem gegenwärtigen Umfange. Bis
1795, in welchem Jahre die Britten diese Kolonie eroberten, blieb
dieselbe den Holländern. Zwar gaben sie die Britten 1803 an Hol-
land, oder wie es damals hieß, an die Batavische Republik zurück,
allein 1806 eroberten die Britten die Kapkolonie zum zweitenmal und
sind seitdem die Besitzer derselben geblieben, nachdem sie ihnen 1814
förmlich von Holland in dem ersten Pariser Frieden abgetreten worden
war. Auch unter Brittischer Herrschaft hat man fortgefahren, das Gc-
biet der Kolonie, auf Kosten des Kaffernlandes, zu erweitern. So
wurde z. B. der große Landstrich zwischen dem Camtuhsfluffe und
dem großen Fischflusse, den schon die Holländer in deiw letzten Vier-
tel des 18. Jahrhunderts zu der Kapkolonie geschlagen hatten, wo
aber sich immernoch die Kaffern behaupteten, 1811 denselben gänzlich
entrissen. Da hierdurch die Kolonie in nähere Berührung mit den
Kaffern kam und si'ch auch in ihre innern Angelegenheiten mischte: so
entstand daraus 1819 ein Krieg dieses Volks gegen diese Kolonie,
wobei ein starkes Heer derselben in das Gebiet der Kolonie eindrang