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1. Bd. 2 - S. 939

1837 - Eisleben : Reichardt
Kapkolonie. 939 schlechter behandelt als diese. Jetzt aber hat die Regierung sowohl alle Sklaverei aufgehoben, als auch die Hottentotten gänzlich frei gege- den. Die Fortschritte, welche sie seit dieser Zeit (binnen 6 Jahren) in der Gesittung gemacht haben, sind überraschend, wahrhaft bewun- dernswürdig aber die Veränderung, welche mit den vier bis fünf tau- send Hottentotten vorgegangen ist, die seit 1829 in das Thal des Kat-River geführt und daselbst ansaßig gemacht wurden. Das Chri- stenthum ist unter diesen in der Kolonie lebenden Hottentotten verbreitet, sie haben ihre frühere Art in Kraals und elenden Hütten zu wohnen und sich in Fellen zu kleiden abgelegt und die Wohnunqs- und Be- kleidungsweife der Kolonisten angenommen, so daß die Beschreibung der Sitten, Gebrauche, Sprache und Lebensart, welche sonst man von ihnen machte, nur noch auf die außerhalb der Kolonie und in Unab- hängigkeit lebenden Hottentottenstamme Anwendung findet. Wir wollen daher hier nur Einiges beifügen, was noch jetzt auf die in der Kolonie lebenden Hottentotten paßt." Es scheint, sagt der Butte Moodie *), daß zur Zeit der ersten Ansiedlung auf dem Kap die Hottentotten einen der rohesten Volksstamme ausmachten. Indessen darf man den Erzählungen der ersten Reisenden kein allzugroßes Ver- trauen schenken, denn sie scheinen selbst in hohem Grade leichtgläubig gewesen zu seyn. Sie haben so viel von den schmutzigen und ekel- haften Gewohnheiten der Hottentotten gesprochen, daß die Europäer sie als eine auf dem letzten Grade der Erniedrigung stehende Race angesehen haben. Einige Reisende haben sie als eine phlegmatische und völlig gefühllose Nation geschildert; dies ist ein großer Irrthum. Sie haben lebhafte Empfindungen, aber nur von kurzer Dauer; ihr Charakter hat eine große Schwache, sie verbinden aber damit die schnellste Auffassung und Beobachtung der äußern Erscheinungen. Es fehlt ihnen nicht an List, wenn man ihr Mißtrauen erregt, aber gewöhnlich sind sie rechtlich, aufrichtig und zutraulich. Bei vieler Treue und Ehrlichkeit haben sie eine entschiedene Achtung bei allen ihren Behaup Lungen und eine merkwürdige Aufrichtigkeit, wenn sie eines Fehlers beschuldigt werden; daher sagen sie, von einem Gerichte verhört, alles was sie wissen, selbst wenn sie sehen, daß ihr Bekenntniß ihre Ve» urtheilung und Bestrafung herbeiführen würde. Gegen ihre Freunde sind sie sehr großmüthig und theilen mit ihnen, was sie haben. Sie leben unter sich, wie eine große Familie. Der Diebstahl ist selten unter ihnen, und man kann ihnen alles anvertrauen, starke Getränke ausgenommen, deren Reiz sie nicht widerstehen können. Obgleich sie nicht fähig sind, ein Rachegefühl in sich zu bewahren, so sind sie doch heftig und aus die geringste Veranlassung und Reizung überlassen sie sich einer wilden Grausamkeit gegen ihre Frauen und Kinder. Die *) In seiner kürzlich im Druck erschienenen Schrift, betitelt: ton Y cars iu South. Airica (10 Jahre in Südafrika).
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