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1. Bd. 2 - S. 953

1837 - Eisleben : Reichardt
Madagascar. 953 gebildeten Saiten stehen ohngefähr 1 Zoll weit auseinander, und ^neh- men die ganze Länge zwischen den beiden Knoten des Bambusstabes ein. Die Töne, welche man diesem Instrumente entlockt, gleichen dem Klingen von Glöckchen. Noch müssen wir Einiges von den Madegassen erzählen, die auf der Ostküste, besonders in der Nahe der Insel Sainte Marie und der Bai von Antangil wohnen. Diese theilen sich in 3 verschie- dene Kasten, wovon die erste die der Führer oder Rohandrians, die zweite die der freien Männer oder L oo h avo o h ita und die dritte die der Sklaven ist. Die Rohandrias oder Führer regieren wie kleine Despoten, deren Herrschaft zwar nur auf Gewohnheit ruhet, aber so fest gegründet ist, daß kaum ein Beispiel gefunden wird, wo das Volk sein Joch abzuwerfen gesucht hatte. Diese Rohandrians sind Abkömm- linge der Araber und haben einige wenige Zeichen ihres Ursprungs beibehalten, z. V. die Schrift ihres Stammvolks und einige Reste der Muhamedanischen Religion. Zwar durch Eifersucht unter einander getheilt, aber durch die Bande des Bluts und der Klugheit vereinigt, suchen sie ihre Erbitterung gegen einander zu verbergen und benehmen sich mit großer Umsicht gegen einander. In anderer Rücksicht zeigen sie, in Trunksucht versunken und durch den Besitz ihrer großen Macht verdorben, Beispiele von jedem Laster, und dennoch sind sie die Gegen- stände der tiefsten, unverletzlichen Verehrung. Ein Madegasse wagt kaum, den Namen seines Führers auszusprechen. Ein Rohandrian ist ihrer Meinung nach ein von seinen Untergebenen so verschiedenes Wesen, daß seine Augen, sein Mund und feine Glieder ganz andere Namen führen, als dieselben Theile bei anderen Madegassen. Sie allein haben das Recht ein Thier zu tödten und das Privilegium, die Schreibkunst zu üben. Sonderbarer Weise ist auch in der Familie der Rohandrians der Aussatz erblich und verbreitet sich unter ihnen, ohne die andern Madegassen zu ergreifen. Die freien Männer (Loohavoohita), welche die zweite Kaste und die Masse der Bevölkerung bilden, sind die ursprünglichen Bewohner des Landes und haben den größten Theil desselben in eige- nem Besitz.^ Ihre Sitten sind sehr sanft, und bei ihnen findet man viele Gutmüthigkeit. Sie sind in Dörfern vereinigt, die eine einzige Familie machen, an deren Spitze der Älteste steht. Sie haben das Recht, ihren Fichrer zu wählen und können, wenn sie mit ihrem bis- herigen Führer unzufrieden geworden sind, ihren Lehnseid an einen Andern übertragen, mögen auch ihre Ländereien im Gebiete des Füh- rers liegen, den sie verlassen. Dies Privilegium ist das einzige, das die Landessitten gegen die Tyrannei aufrecht halten. Die dritte Kaste bilden, wie oben gesagt worden ist, die Sklaven, wohin vorzüglich die Oontova oder Sklaven der Rohandrians gehö- ren, und die im Grunde nur dem Namen nach Sklaven sind. Ihre Sklaverei ist in der Wirklichkeit so gering, daß ein Herr auch nicht ein
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