1912 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael, Bappert, Hans, Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Lufthülle (Atmosphäre).
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genauen Berechnungen die Fliehkraft die Schwerkraft. Bis zu dieser Höhe könneit
also Luftteilchen vorhanden sein. Nach dem Aufleuchten von Sternschnuppen, einer
Folge der Erhitzung durch den Luftwiderstand, wird aber die Höhe der Atmosphäre
gewöhnlich nur zu 180 km angenommen. Immerhin deuten einzelne Nordlicht-
erscheinungen noch auf das Vorhandensein dünner Gase in 600 km Höhe. Für das
Atmen des Menschen hat die Luft bereits in wenigen km Höhe nicht mehr die nötige
Dichte (Bergkrankheit). Das Gewicht des gesamten Luftmeers drückt schließlich
auf die Erde und erzeugt hier den sog. atmosphärischen Lustdrurk. Dieser beträgt
auf 1 qcm ungefähr 1kg. Man mißt ihn mittels des Barometers.
3. W ä r m e d e r Luft, a) Q u e l l e. Die einzige Quelle der Luftwürme
ist die Sonne. Der Anblick der mit ewigem Eis und Schnee bedeckten Hoch-
gebirge lehrt uns das Grundgesetz: Die Lusttemperatur nimmt mit der Erhebung
über den Meeresspiegel ab. Das Verhältnis, in dem dieses Sinken der Temperatur
stattfindet, schwankt. In trockener Luft beträgt es bei 100 m Erhebung 1°C, in
feuchter etwa %° C. Unbemannte Ballons mit selbstregistrierenden Apparaten
sind bis zu 21 km aufgestiegen und haben in verhältnismäßig geringer Entfernung
von der Erde Temperaturen von —68° C angezeigt. Daraus folgt: Die Sonnen-
strahlen erwärmen die Lust direkt nicht merklich; ihre Erwärmung geschieht
vielmehr indirekt von der Erde aus. Hauptsächlich durch Leitung überträgt sich
die Erwärmung der Erdoberfläche aus die unterste Luftschicht und von dieser
auf die überlagernden.
6) Horizontale Verteilung der Lufttemperatur über
den Erdball. Da die wärmende Kraft der Sonnenstrahlen auch von dem Winkel
abhängt, unter dem sie die Erdoberfläche treffen (vgl. I, 20), so ergibt sich das Gesetz:
Die Luftwärme verringert sich mit der zunehmenden geographischen Breite. Auf
diese allgemeine Tatsache gründet sich die Einteilung der Erde in fünf Zonen (vgl. I, 6).
Ohne das Vorhandensein störender Einflüsse müßte eine regelmäßige Ab-
nahme der Wärme vom Äquator zu den Polen stattfinden, und die I s o t h e r m e n ,
d. h. die Linien, welche die Orte gleicher mittlerer Jahrestemperatur miteinander
verbinden, müßten genau mit den Breitenkreisen zusammenfallen. Ein Blick auf eine
Karte der Jahresisothermen zeigt aber sofort, daß die mittlere Jahreswärme durch-
aus nicht gleichmäßig mit der Entfernung vom Äquator abnimmt. Auf der nörd-
lichen Halbkugel steigen die Isothermen gegen die Westküsten der Kontinente an,
während sie sich über den weiten, nach N. offenen Landmassen tief zu den Ostküsten
herabsenken. Die Westküsten sind somit wärmer als das Innere der Festländer und
die Ostküsten. Die höchsten Temperaturen fallen nicht mit dem
Äquator, die niedrigsten bekannten nicht mit den Polen
zusammen; erstere liegen erheblich nördlich vom Äquator in der Sahara und in
Arabien. So beobachtete man zu Maskat (Arabien) über ft- 500 C, in der Nubischen
Wüste bis zu 72° C. — Was diekälte anbelangt, so gibt es im N. zwei voneinander
getrennte Gebiete tiefster Temperaturen. Man bezeichnet sie als Kältepole
oder Kältezentren. Das eine Kältezentrum liegt in Sibirien nordwärts von
Jakutsk, das andere fällt mit der Eiswüste Grönlands zusammen. Das sibirische
Kältezentrum mit den niedrigsten Temperaturen, die man auf der Erdober-
fläche kennt, wies in 67%° n. Br. bei Werchojansk eine Minimaltemperatur