1912 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael, Bappert, Hans, Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Allgemeine Erdkunde.
Eisenbahnen und Dampfschiffe in weit größeren Zahlen als ehedem. Im Lauf des
19. Jahrhunderts haben — das darf als ziemlich sicher gelten — 30 Mill. Menschen
Europa verlassen. In Deutschland erreichte die Wanderbewegung ihren Höhe-
punkt i. 1.1882 mit 221 000 Auswanderern. Seitdem ist sie langsam gesunken und
beziffert sich seit geraumer Zeit nur mehr auf 20—30 000, was vor allem in der
günstigen Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Deutschen Reiches be-
gründet ist. Im ganzen hat Deutschland im 19. Jahrhundert 5y2—6 Mill. Menschen
verloren. — Die treibende Ursache bildet im allgemeinen der Drang der Massen,
ihre Lage zu bessern, nur in der Minderheit der Fälle politische Unzufriedenheit.
— Die Bewegung war bis in die jüngste Zeit eine überwiegend germanische,
während in der Zeit der Entdeckungen, wenigstens zunächst, romanische Völker
die Führung übernahmen. — Nenestens haben sich diese Verhältnisse wesentlich
geändert. Nunmehr sind auch wieder die Romanen in die Auswanderungs-
bewegung eingetreten. Die Italiener stellen sogar unter allen Völkern Europas
weitaus das größte Kontingent der Auswanderer. Ebenso beteiligen sich jetzt die
Völker des europäischen Ostens, die Slaven, in sehr beträchtlicher Zahl an der
Wanderbewegung.
Die Auswanderung in den meistbeteiligten Staaten Europas im Jahre 1910.
Italien 650 000_______________________________________
Großbritannien 400'000__________
Europäisches Rußland 350 Oop
Österreich-Ungarn 274 000
b) Ziele der heutigen europäischen Auswanderung
sind vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada, die süd-
amerikanischen Staaten Brasilien, Uruguay und Argentinien, dann Australien und
Südafrika seit Entdeckung der Goldfelder. Die Germanen besiedelten vorwiegend die
Union, voran die Engländer, dann die Deutschen und die Skandinavier. Die Italiener
bevorzugen die südamerikanischen Länder, bevölkern aber auch Nordasrika und sind
ebenso in ansehnlicher Zahl in Nordamerika vertreten. Allbekannt ist ferner, daß
die Italiener sich als Saisonarbeiter nach Frankreich, der Schweiz, Deutschland und
Österreich verdingen. Die auswanderndeli Slaven wenden sich ebenfalls in der
Mehrzahl nach der Union.
Außereuropäische Auswanderung. Die Hauptauswanderungs-
gebiete Außereuropas sind China und Japan. Ein Strom von gelben Arbeits-
kräften ergießt sich von diesen Ländern nach allen tropischen und subtropischen
Kolonien, sofern sie sich nicht, wie z. B. Australien, gegen diese Art von Ein-
wanderung verschließen. Die Chinesen und Japaner sind im fernen Westen Amerikas
für die europäischen Bevölkerungselemente bereits sehr starke Konkurrenten geworden.
Japaner sind besonders zahlreich ans den Inseln des Stillen Ozeans verbreitet,
und auch in Südamerika erscheinen sie immer häufiger.
Staatsformen. Die Kultur der Völker findet auch in ihren Staats-
formen Ausdruck. Die ursprünglichste menschliche Vereinigung ist die F a m i l i e,