1912 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael, Bappert, Hans, Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Amerika.
Das Deutschtum in den Bereinigten Staaten. Unter allen Völkern Europas
haben, von den Angelsachsen abgesehen, die Deutschen den tiefgehendsten Ein-
fluß auf die Union ausgeübt. Zu vielen Tausenden haben sie mit den englischen
Einwanderern den Urwald gelichtet und das Saatkorn gestreut, wo vorher die Büffel
und die bronzefarbenen Wilden hausten. Zu Zehntausenden und Hunderttausenden
haben sie mit die großen Städte gegründet, Philadelphia, Chicago, Cincinnati, Mil-
waukee, St. Louis und viele andere. Auch viele Gewerbe führen auf deutsche An-
regung und deutsches Können zurück. Deutsche brachten den Buchdruck und den
Holzschnitt, chemische Fabriken und Eisenhütten, die Klavierindustrie und die Braue-
reien. Deutsch-amerikanische Ingenieure waren hervorragend beteiligt an den tech-
nischen Großleistungen der Neuen Welt, und deutsch-amerikanischer Reichtum half
bei den riesenhaften Unternehmungen des Verkehrswesens und der Industrie. Des-
gleichen standen bei dem großen Kampf zwischen dem Norden und dem Süden
(1861—65) 300000 Deutsche im Blachfeld und vergossen ihr Blut für die neue Heimat.
Der Segen, den die deutsche Einwanderung der Neuen Welt gebracht, be-
schränkt sich aber nicht auf die wirtschaftlich-politische Seite. Auch das geistige
Leben Amerikas hat seine Wurzeln vielfach in deutscher Bildung und Wissenschaft.
Deutsche Lehrer und Forscher wirken in großer Zahl in der Union (Austausch von
Universitätsprofessoren), und für die Einrichtung von Erziehungs- und Unter-
richtsanstalten dienten die deutschen zumeist als Muster. Desgleichen stehen in der
Pflege der Künste die Deutschen obenan. Deutsche waren es namentlich, welche den
Pankees das Verständnis der Musik erschlossen, die jetzt wie keine andere Kunst drüben
das Dasein verschönt. Und endlich blieb auch der von den Deutschen stets hochgehal-
tene Idealismus, der Sinn für Familienleben, Rechtlichkeit, Ordnung und Freiheit
nicht ohne die wohltätigsten Wirkungen auf das ganze amerikanische Leben. So hat
die Union durch die deutsche Einwanderung unberechenbar gewonnen. Das be-
stätigt auch das Wort des Präsidenten Roosevelt: „Jedes Einwanderungselement
hat zum Nationalcharakter beigetragen, aber keinem schulden wir mehr als dem
deutschen."
Die Gesamtzahl der Deutschen in der Union beträgt mindestens
8—10 Mill., also ein Zehntel der ganzen Einwohnerschaft. 1821—1900 sind allein
aus Deutschland über 5 Mill. eingewandert. Stark vertreten ist das Deutschtum in
den östlichen Industriestaaten, so in New Pork, New Jersey, Pennsylvanien; als
die Hauptsitze des D e u t s ch - A m e r i k a n e r t u m s haben aber
die nördlichen Mittel st aaten zu gelten, die alle einen mächtigen
deutschen Kern enthalten: Ohio, Illinois, Michigan, Minnesota, Iowa, Nebraska bis
zu 15—20% der Gesamtbevölkerung, Wisconsin sogar bis zu
Im Staatsleben haben die Deutschen trotz ihrer großen Zahl nie eine
bedeutende Rolle gespielt und zwar hauptsächlich infolge ihrer inneren Uneinig-
keit und Zersplitterung. Doch ist in den letzten Jahren vieles geschehen, um den
deutschen Geist zu heben. Ein großes Verdienst hieran hat der 1901 gegründete
Deutsch-amerikanische Nationalbund. Am Ende des 19. Jahr-
hunderts wurde in 4000 Schulen deutsch unterrichtet.
Was die Handelsbeziehungen zwischen der Union und dem Deutschen
Reich betrifft, so haben sie in den letzten Jahrzehnten einen großartigen Auf-