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1. Allgemeine Erdkunde, Wiederholung der Länderkunde ohne Deutschland - S. 78

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
78 Amerika. Das Deutschtum in den Bereinigten Staaten. Unter allen Völkern Europas haben, von den Angelsachsen abgesehen, die Deutschen den tiefgehendsten Ein- fluß auf die Union ausgeübt. Zu vielen Tausenden haben sie mit den englischen Einwanderern den Urwald gelichtet und das Saatkorn gestreut, wo vorher die Büffel und die bronzefarbenen Wilden hausten. Zu Zehntausenden und Hunderttausenden haben sie mit die großen Städte gegründet, Philadelphia, Chicago, Cincinnati, Mil- waukee, St. Louis und viele andere. Auch viele Gewerbe führen auf deutsche An- regung und deutsches Können zurück. Deutsche brachten den Buchdruck und den Holzschnitt, chemische Fabriken und Eisenhütten, die Klavierindustrie und die Braue- reien. Deutsch-amerikanische Ingenieure waren hervorragend beteiligt an den tech- nischen Großleistungen der Neuen Welt, und deutsch-amerikanischer Reichtum half bei den riesenhaften Unternehmungen des Verkehrswesens und der Industrie. Des- gleichen standen bei dem großen Kampf zwischen dem Norden und dem Süden (1861—65) 300000 Deutsche im Blachfeld und vergossen ihr Blut für die neue Heimat. Der Segen, den die deutsche Einwanderung der Neuen Welt gebracht, be- schränkt sich aber nicht auf die wirtschaftlich-politische Seite. Auch das geistige Leben Amerikas hat seine Wurzeln vielfach in deutscher Bildung und Wissenschaft. Deutsche Lehrer und Forscher wirken in großer Zahl in der Union (Austausch von Universitätsprofessoren), und für die Einrichtung von Erziehungs- und Unter- richtsanstalten dienten die deutschen zumeist als Muster. Desgleichen stehen in der Pflege der Künste die Deutschen obenan. Deutsche waren es namentlich, welche den Pankees das Verständnis der Musik erschlossen, die jetzt wie keine andere Kunst drüben das Dasein verschönt. Und endlich blieb auch der von den Deutschen stets hochgehal- tene Idealismus, der Sinn für Familienleben, Rechtlichkeit, Ordnung und Freiheit nicht ohne die wohltätigsten Wirkungen auf das ganze amerikanische Leben. So hat die Union durch die deutsche Einwanderung unberechenbar gewonnen. Das be- stätigt auch das Wort des Präsidenten Roosevelt: „Jedes Einwanderungselement hat zum Nationalcharakter beigetragen, aber keinem schulden wir mehr als dem deutschen." Die Gesamtzahl der Deutschen in der Union beträgt mindestens 8—10 Mill., also ein Zehntel der ganzen Einwohnerschaft. 1821—1900 sind allein aus Deutschland über 5 Mill. eingewandert. Stark vertreten ist das Deutschtum in den östlichen Industriestaaten, so in New Pork, New Jersey, Pennsylvanien; als die Hauptsitze des D e u t s ch - A m e r i k a n e r t u m s haben aber die nördlichen Mittel st aaten zu gelten, die alle einen mächtigen deutschen Kern enthalten: Ohio, Illinois, Michigan, Minnesota, Iowa, Nebraska bis zu 15—20% der Gesamtbevölkerung, Wisconsin sogar bis zu Im Staatsleben haben die Deutschen trotz ihrer großen Zahl nie eine bedeutende Rolle gespielt und zwar hauptsächlich infolge ihrer inneren Uneinig- keit und Zersplitterung. Doch ist in den letzten Jahren vieles geschehen, um den deutschen Geist zu heben. Ein großes Verdienst hieran hat der 1901 gegründete Deutsch-amerikanische Nationalbund. Am Ende des 19. Jahr- hunderts wurde in 4000 Schulen deutsch unterrichtet. Was die Handelsbeziehungen zwischen der Union und dem Deutschen Reich betrifft, so haben sie in den letzten Jahrzehnten einen großartigen Auf-
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