1856 -
Wesel
: Bagel
- Autor: Beumer, Philipp Jakob
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule, Fortbildungsschule, Handwerkerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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russische Asien, vorder- und Hinterindien, Turkestan und das stille Weltmeer aus. Die
Zahl der Emwohner soll sich auf 360 Mill. belaufen. Das gewaltige Reich besteht aus
unmittelbaren Ländern, zinspflichtigen und aus Vasallcnlöndern. Im Ganzen ist dieses
Reich — von den Chinesen das himmlische genannt — in seinem Innern wenig
bekannt. Von 1200 — 1368 bestand in China die Herrschaft der Mongolen, welche
einer einheimischen Dynastie Platz machen mußte. 1644 wurden die Mandschu zur
Hülfe gerufen, die das ganze Reich besetzten, die regierende Dynastie vertrieben und die
Herrschaft an sich risten. Sie gründeten die noch jetzt regierende Dynastie Tsing. Die
Verfassung des Reiches ist eine vollkommene Despotie. Die Gesetze sind hart und grausam.
In neuester Zeit hat Ch'na auch die Stürme des Krieges und der Revolution erfahren.
1840 erklärte England den Krieg, um die Oeffnung der Häfen und den Handel nach
China zu erzwingen. Nach dem 1842 abgeschlossenen und 1843 bestätigten Frieden
wurden den Engländern 5 Häfen eröffnet und die Insel Hongkong eingeräumt. Im
Jahre 1853 brach eine Revolution aus, welche nicht nur die staatlichen Verhältniffe,
sondern auch die religiösen dem Umsturz nahe brachte. Aus den Proklamationen des
Insurgenten-Häuptlings geht deutlich hervor, daß ihm die Lehren des Christenthums
nicht fremd sind; noch dauert der Kampf fort, obgleich die Mandschu-Herrschaft sich zu
behaupten sucht. China wird einer großen Zukunft entgegen gehen, wenn der Geist des
wahren Christenthums, der da ist ein Geist der Humanität, mehr und mehr Raum
gewinnt. — Betrachten wir nun die einzelnen Reiche!
I. Das eigentliche China grenzt an das Chinesische Meer, an Hinterindien
und Tibet, und im Norden wird es durch die chinesische Mauer von der Mongolei
und der Mandschurei getrennt. Die beiden Hauptflüsse sind der gelbe Fluß, Hoangho,
und der blaue Fluß, Dang-tse-Kiang. Das ganze Land wird von vielen Kanälen
durchschnitten und viele Gebirge durchziehen dasselbe, deren Namen indeffen nicht
bekannt sind. Das Klima ist ein gesundes,' der Boden sehr fruchtbar und wohl-
angebaut. Reis und Thee sind die Haupterzeugnisse. Die Fabrikthätigkeit der Chinesen
ist ziemlich umfangreich; sie liefern Seidenzeuge, Kattun, Mousselin, Porzellan, Farben u. s. w.
Ihre Färbereien und Malereien sind vortrefflich. Das Land wird in Provinzen ein-
getheilt, welche von Vicekönigen verwaltet werden. Städte: Peking, 2 Mill. Einw.,
Haupt, und Residenzstadt, mit langen und breiten Straßen, zahllosen Tempeln und Pagoden,
einer kaiserlichen Universität und Sternwarte u. s. w. Der kaiserliche Palast bildet eine
Stadt für sich. Die Häuser sind sämmtlich einstöckig. Nanking, Vs—1 Mill. Einw.,
wichtige Fabriken in Seide und andern Manufakturen (Nankingzeuge). Der berühmte
Porzellanthurm erreicht in neun Absätzen eine Höhe von 200 Fuß. Kanton, V2 Mill.
Einw., Hafenstadt, Mittelpunkt des Handels. In den Vorstädten wohnen viele Europäer,
welche Handel treiben. Der Hafen von Kanton wurde 1843 den Engländern eröffnet;
zur selben Zeit die Häfen von Amoy, Futschafo, Ningpo und Schanghai. Macao,
unter chinesischer Hoheit stehend, gehört den Portugiesen. Die Inseln Ha in an und
Thaiwan (Formosa) gehören hierher.
Ii. Die kleine Bucharei, auch große Tatarei — Thian-Schan-Mantu —
genannt, wurde 1760 dem chinesischen Reiche einverleibt. Ein Theil des Landes ist die
große Wüste Gobi oder Schamo; fruchtbar sind die wasserreichen Theile. Die Bewohner
sind theils Nomadenvölker, welche sich zum Islam bekennen. Jarkand, 60, lebhafte
Handelsstadt. Jli oder Guldja, 75, und Kaschgar, 40, auch lebhafte Handels-
städte. Zahlreiche Karavanen besorgen die Geschäfte des Handels.
Iii. Die Mongolei ist ein wenig bevölkertes Hochland, mit vielen Steppen und
dem größten Theile der Wüste Gobi; die Bewohner führen ein Nomadenleben in den