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1. Teil 3 - S. 139

1896 - Berlin : Oehmigke
139 und Ravenna herbeischaffen lassen — stand der Marmorstuhl Karls des Großen, der Erzthron des Reiches. Hier versammelten sich die Großen aus allen deutschen Landen, erhoben Otto auf den Thron und gelobten ihm unter Handschlag Treue aus immerdar und Beistand gegen alle seine Widersacher. So huldigten sie ihm nach alter Sitte auf fränkischer Erde als Karls des Großen Nachfolger und König der Franken. Deshalb hatte Otto auch sein weites sächsisches Kleid mit dem knappen fränkischen Gewände vertauscht. Nur als Franke und auf fränkischem Boden, meinte man damals und hat man noch lange nachher gemeint, könne der neue König die Krone empfangen. In feierlichem Zuge, von den Herzögen, Grafen und Herren begleitet, begab sich dann Otto zum Münster. Wer nach Aachen kommt, wird dieselbe Kirche noch heute dort sehen. In der Gestalt eines Achtecks steigt sie zu mächtiger Höhe empor, und oben umkreist sie ein zwiefacher Umgang von Arkaden, welche mit Säulen geziert sind; in der Mitte aber auf dem Boden ist die Stelle bezeichnet, wo Kaiser Karl sein Grab gefunden. Die Gänge oben erfüllte damals dicht gedrängt das Volk, das von weit und breit zum großen Feste herbeigeströmt war. In dem untern Raume aber erwartete der Erzbischof Hildebert von Mainz mit allen Erzbischöfen, Bischöfen und Priestern, die sich eingestellt hatten, den jungen König. Als dieser an der Pforte erschien, schritt er ihm entgegen, den Krummstab in der Rechten, und führte ihn mit der Linken bis in die Mitte des Münsters, wo Kaiser Karls Grab- stein liegt und Otto von allen Seiten erblickt werden konnte. Hier wandte er sich um und rief laut zu dem Volke: „Sehet, ich führe euch Otto zu, den Gott zu eurem König erwählt, König Heinrich bestimmt und alle Fürsten erhoben haben! Gefällt euch solche Wahl, so hebet eure Rechte zum Himmel!" Alle erhoben die Hände, und donnernd hallte es in der Runde: „Heil und Segen dem neuen Herrscher!" Daraus schritt der Erzbischof mit Otto bis zum Altare vor, wo Schwert und Wehrgehenk, Mantel und Spangen, Scepter, Stab und Diadem, die Zeichen der königlichen Würde, bereit lagen. Zuerst nahm er Schwert und Wehrgehenk und sprach, zum Könige gewendet: „Nimm hin dies Schwert und triff damit alle Feinde des Herrn, Heiden und schlechte Christen! Denn darum hat dir
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