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1. Beschreibung des Königreichs Sachsen - S. 94

1852 - Leipzig : Klinkhardt
94 auf unserer Wanderung von Adorf nach Oelsnitz begleitet, bietet uns in ihren Perlen banken eine Sehenswürdigkeit dar. Unter den Perlenbänken haben wir Haufen von Perleninuscheln zu ver- stehen. Oberhalb Adorf giebt es noch keine Perlenmuscheln, indem dort das Wasser noch zu viele Mineraltheile enthält. Nachdem aber die Elster den Görnitzbach ausgenommen hat, trifft man die meisten Muscheln und wirkliche Perlenbänke an. Die Elstermuscheln sehen auswendig schwarzgrau, inwendig silberweiß aus. Früherhin suchte, wer Lust dazu hatte, die Elsterperlen auf; aber unter Johann Georg Z. Regierung wurde das Perlensuchen ein landesherrliches Recht, und ein Oelsnitzer Bürger, Moritz Schmerler, der schon mit dem Per- lenfang vertraut war, wurde 1621 als königlicher Perlensucher ver- pflichtet. Bei dem Geschlechte der Schmerler von Oelsnitz ist nun auch dieses Geschäft bis auf unsere Zeiten verblieben. Je älter die Muscheln sind, desto größer sind die Perlen, ja, man hat an einzelnen versteckten Stellen Muscheln gefunden, welche 106— 200 Jahre alt sein mochten und deren Perlen so groß wie eine Mus- katennuß waren. Der Erlös der Fischerei siel früherhin der Kur- fürstin, dann aber dem königlichen Naturaliencabmet zu Dresden zu. Noch im Jahre 1805 fertigte man für die Kurfürstin ein Hals- band aus Elsterperlen, welches auf 3000 Thaler gcwürdert worden ist. Dieses Halsband liegt im grünen Gewölbe zu Dresden, und gleich daneben ist ein Halsband aus ostindischen Perlen zu sehen, zum Beweis, daß diese keinen Vorzug vor den Elsterperlen haben. So alte Perlen, wie früher, findet man aber jetzt nur höchst selten, und die Perlenfischern bringt überhaupt jetzt wenig ein; doch wer- den durch irren Erlös die Regiekosten stets vollständig gedeckt. Die be- deutenden Flößen, die Maschinen- und Hammerwerke an der Elster und ihren Nebenbächen und das Abtreiben der an den Ufern be- findlichen Bäume und Sträucher wirken freilich sehr nachtheilig auf die Gewinnung der Perlen ein. Doch ist zu hoffen, daß die Per- lenfischerei nie ganz untergehen werde, da in neuerer Zeit für die Erhaltung und für das Aufkommen derselben die gemessenste Sorge getragen wird. Ohngefähr nach einer Wanderung von 2 J/2 Stunden blickt mm schon das freundliche Oelsnitz zwischen den Bergen hervor. Die Gegend um Oelsnitz ist fruchtbar und angenehm. Das Aeußere der Stadt läßt auf den Wohlstand in ihrem Innern schließen, und Weberei, Gerberei und Tuchmacherei sind die Gewerbe, welche hier schwunghaft betrieben werden. Ausgezeichnet ist die Patzische Sei- denwaarenfabrik. Die Stadtkirche ist geräumig und schön, würde sich dieser Frucht in das Vaterland ist für dasselbe weit wichtiger geworden, als selbst die bedeutendsten Erfindungen. Durch sie wurde dem Mangel und der Hungersnoth gerade in den Gegenden unsers Vaterlandes vorgebeugt, wo der Boden weniger ergiebig ist und des Roggens sehr wenig erbaut wird.
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