1863 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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aus links über die breite Schloßbrücke, so kommt man an das ebenfalls unter
dem ersten preußischen Könige erbaute große Zeughaus, welches einen ge-
räumigen Hof umschließt, um welchen die inneren Räume als ungetrennte
große Säle herum laufen. Der untere Saal enthält die schweren Geschütze,
der obere 100,000 schön geordnete leichte Waffen und die erbeuteten Kriegs-
fahnen und andere Feldzeichen. Auch noch einige lederne Kanonen, wie sie
die Schweden im dreißigjährigen Kriege führten, "werden dort gezeigt. Dem
Zeughause gegenüber liegt das Palais (spr. Paläh) des Königs Friedrich
Wilhelm Iii., welches jetzt von dem Kronprinzen Fried rich Wilhelm be-
wohnt wird. Neben dem Zeughause stehen die Hauptwache, die Sing-
akademie, das U niver sitätsgebäude und weiterhin das Akademie-
gebäude, welchem gegenüber das Opernhaus gelegen ist, das, nach dem
furchtbaren Brande von 1843 um so prächtiger wieder eingerichtet, jetzt eins
der schönsten Opernhäuser in Europa ist. Den durch Gartenanlagen belebten
Platz neben dem Opernhause umgeben ferner die hinter demselben gelegene,
mit einer prachtvollen Kuppel versehene katholische Hedwigskirche, das Bibli-
othekgebäude, in dessen großen Sälen an 600,000 Bücher und andere Werke
aufgestellt sind, und das Palais, das unser jetziger König schon als Prinz
von Preußen bewohnt hat, welches die Häuserreihe zur Linken eröffnet.
Eine besondere Zierde ist dem Opernplatze durch das kolossale, aus Erz
gegossene Standbild des Feldmarschalls Blücher verliehen, zu dessen beiden
Seiten die Bildsäulen von Pork und Gneis enau aufgestellt sind, während
gegenüber, zu beiden Seiten der Hauptwache, die von Scharnhorst und
Bül ow stehen, trefflich in Marmor ausgehauen. Ungleich größer ist das
Reiterstandbild Friedrichs des Großen, das sich zwischen dem Akademie-
gebäude und dem königlichen Palais erhebt und schon aus der Ferne gesehen
einen überwältigenden Eindruck macht. Hoch zu Rosse, auf einem 25 Fuß
hohen Postamente, an dessen vier Ecken die kleinen Reiterbilder der berühmten
Heerführer Ferdinand von Braunschweig, Prinz Heinrich von
Preußen, Seydlitz und Ziethen aufgestellt sind und aus dessen vier
Seiten die andern Helden seiner Siegesschlachten in halberhabenen Gestalten
hervortreten, schaut der große König zum Zeughause und zum Schlosse hin-
über. Die einfache Inschrift des Denkmals lautet: Friedrich dem Großen
Friedrich Wilhelmih. 1840. Vollendet unter Friedrich Wilhelm Iv. 1851.
Gleich hinter demselben beginnt die großartigste aller Straßen Berlins, die
1600 Schritt lange und 85 Schritt breite, mit einer vierfachen Baumreihe
von Linden und Kastanien besetzte Straße: Unter den Linden, welche
sich zwischen prachtvollen Palästen, Gasthäusern und Kaufhallen bis zum
Brandenburger Thore hinzieht. Dieses zeichnet sich vor allen Thoren
aus; es ist nach dem Muster des alten Burgthores in Athen erbaut. Das
riesige, 64 Fuß hohe Mauerwerk, von 12 gewaltigen, 44 Fuß hohen und fast
6 Fuß dicken korinthischen Säulen getragen, ist 195 Fuß breit und hat fünf
Durchgänge, deren breitester, mittlerer nur für königliche Wagen offen ist.
Ueber demselben erhebt sich noch ein hohes Mauerwerk mit einer geschmack-
vollen Einfassung einfacher Gesimse, um das berühmte Viergespann der
Siegesgöttin auf ihrem Triumphwagen zu tragen. Vier starke, zwölf Fuß
hohe Rosse ziehen im wilden Laufe einen zweiräderigen Wagen, auf welchem
die Siegesgöttin steht mit der Palme und dem Lorbeerkranz in der Hand,
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