1863 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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den aus, hier Moose genannt, die zum Anbau völlig untauglich sind. Ue-
berhaupt ist die Fruchtbarkeit des Bodens auf diesen hochgelegenen Flächen
nicht sehr groß. Trotzdem ist hier in Altbayern die Königsstadt Mün-
chen angelegt worden, die weit über 100,000 Einw. zählt und in der Volks-
zahl nur von Wien, Berlin und Hamburg übertroffen wird. An neuen,
prächtigen Bauwerken und Sammlungen von Gemälden, Bildsäulen und
andern Kunstwerken übertrifft München sogar die andern Hauptstädte
Deutschlands, selbst Berlin und Dresden. Am meisten hat es in dieser Hin-
sicht dem Könige Ludwig zu danken. Die königliche Bibliothek von mehr
als 600,000 Bänden steht vielleicht nur der in Berlin nach, ebenso die Uni-
versität in der Zahl der Studenten. Gar viele Fremde finden sich hier all-
jährlich ein, die denn auch nicht versäumen, die Lustschlösser in der Umgegend,
z. B. Nymphenburg, zu besuchen. An Weinbau ist bei München des
rauhen Klima's wegen nicht zu denken; dafür wird desto mehr Bier gebraut.
In einer mildern Gegend liegt Augsburg. Auf dem sich nach Süden
zu ausbreitenden Lechfelde hat Kaiser Otto der Große im Jahre 955 die
wilden Hunnen geschlagen; in Augsburg wurde auf dem Reichstage 1530
das lutherische Glanbensbekenntniß übergeben und 1555 der Religionsfriede
geschlossen (S. £-^|). Einst war Augsburg die wichtigste Handelsstadt in
Süddeutschland, der Mittelpunkt des Verkehrs zwischen Venedig und dem
Norden. Durch die Entdeckung Amerika's bekam jedoch der Handel eine
andere Richtung, und der Reichthum Augsburgs sank. Jehl ist es zwar
immer noch gewerbthätig, aber an die frühere Herrlichkeit reicht das jetzige
Leben nicht. Eine merkwürdige Erinnerung an die alte Zeit ist eine Straße
mit 50 Häusern, in denen arme brave Bürger gegen einen sehr geringen
Miethzins ein anständiges Unterkommen finden. Diese Stiftung heißt die
Fugg er ei. Sie ist von zwei Grafen von Fugger gemacht, den Nachkommen
eines Leinwebers, der 1370 nach Augsburg gezogen war und einen Leinwand-
handel angefangen hatte. Unermeßliche Reichthümer erwarb diese Familie,
und noch jetzt besitzen die Fugger Grafschaften, ja sogar ein Fürstenthum.
Landshut am Inn (12) ist die Hauptstadt von Niederbayern. Pas-
sau (14) ist nicht bloß wegen seiner ausgezeichnetenlage, sondern auch durch
den hier abgeschlossenen Vertrag merkwürdig. Der Schlachtort Mühldorf
liegt gleichfalls in dieser Gegend (S. f-™).
Bei Regens bürg erreicht die Donau ihren nördlichsten Punkt. Auch
diese Stadt ist durch geschichtliche Ereignisse wichtig. Hier war seit 1668
der immerwährende Sitz des Reichstages, während früher bald dieser, bald
jener Ort zu der großen Versammlung der Fürsten ausgewählt wurde. Hier
in Regensburg wurde denn auch i. I. 1803 ausgemacht, wie die deutschen
Fürsten, die auf der linken Rheinseite Gebiete verloren hatten, auf der rech-
ten entschädigt werden sollten. Regensburg gegenüber, an der Mündung
des Flusses Regen, liegt Stadt am Hof, gleichsam eine Vorstadt; zwei
Stundenweiter abwärts, nach Straubing zu, an den bewaldeten Ufern der
Donau hat König Ludwig von Bayern ein Prachtgebäude errichten lassen,
das zur Aufstellung der Marmorbilder großer deutscher Männer bestimmt
ist, — die Walhalla. Stromaufwärts liegt Kelheim (an der Mündung
der Altmühl) und das feste I n g o l st a d t ( 12), dessen Universität nach München