1863 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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si tz, die im „böhmischen Paradies" gelegene Stadt L ei tmeritz und Tet-
s ch e n am Anfange der sächsischen Schweiz, die mit dem Pr e b i s ch t h o r
und einigen andern schönen Punkten noch in das böhmische Gebiet hineinreicht.
Von der Mündung der Moldau aufwärts finden wir Kollin, in geringer
Entfernung davon das durch seinen Bergbau bekannte Städtchen Kutten-
berg und Czaslau mit dem Schlachtfelde von Ch otusitz. Noch weiter
nach dem Ursprünge des Flusses zu sind die Festungen König grätz (10)
und Josephstadt, sowie der Schlachtort Sorr unweit Trautenau zu
merken. Das an der Grenze der Grafschaft Glatz gelegene Städtchen Ad er s-
b ach (nicht zu verwechseln mit dem oben erwähnten Adelsberg) ist durch
merkwürdige Fclsenbildungen berühmt. — Der Theil von Böhmen, der durch
die Elbe ausgeschnitten und durch die Jser in zwei Hälften getheilt wird,
hat in mehreren Districten, besonders nach dem Lausitzer Gebirge zu, viel
Gewerbthätigkeit, ähnlich wie die angrenzenden sächsischen Landestheile. Da
liegt das rasch emporblühende Reichenberg (18) an der Neiße mit seinen
Tuch-und Strumpswebereien, und Rumburg mit seinen Baumwollenma-
nufacturen. Friedland an der schlesischen Grenze erinnert an Wallen-
stein, den Herzog von Friedland, der hier auf dem Schlosse sein Wesen ge-
trieben hat.
Die am weitesten nach Westen gelegene östreichische Provinz, die ge-
fürstete Grafschaft Tvrol mit Vorarlberg, wird fast von einer Million
Menschen bewohnt, die Alpenwirthschaft, Jagd und etwas Acker- und Wein-
bau betreiben, übrigens in den engen Felsenthälern nicht hinreichenden
Erwerb finden. Manche ziehen mit allerlei Kurzwaaren in die Fremde, um
Verdienst zu suchen. Das Vaterland aber bleibt auch in der Ferne unver-
gessen. Anhänglichkeit an die althergebrachten Sitten ist den Tyrolern eigen;
dabei zeichnen sie sich aus durch Muth und Tapferkeit. Die Heldenthaten
Andreas Hofers (1809), der das herrliche Alp^nland seinem Kaiser
Franz erhalten wollte, werden stets mit hohen Ehren genannt werden. —
Der Inn, der Hauptfiuß im nördlichen Theile des Landes, tritt bei Fin-
stermünz durch eine enge, leicht zu vertheidigende Schlucht in Tyrol ein.
Das obere, von gewaltigen Gletscherbergen eingeschlossene Innthal heißt
das Eng ad in. In demselben ist das Bad Land eck zu merken. Wo das
Thal sich etwas erweitert, da liegen stattliche Dörfer; unter diesen Zirl
mit der Martinswand, auf der sich einst Kaiser Mar verstiegen hatte, wäh-
rend er die flüchtige Gemse jagte, so daß er nur wie durch ein Wunder ge-
rettet werden konnte. In der Mitte des Jnnthales liegt Innsbruck (16)
in reizender Gegend, einst der Lieblingsaufenthalt des Kaisers Max, der
auch hier in der Domkirche begraben ist. Ein herrliches Denkmal erhebt
sich über seinem Grabe. Auch bewahrt die Stadt noch manche Erinnerung
an Hofer, der hier als Oberkommandant seinen Sitz hatte; seine Gebeine
sind von Mantua hierher gebracht worden. Die Universität d"s Landes hat
in Innsbruck ihren Sitz. — Noch weiter abwärts am Inn liegt Hall mit
seinen Salzbergwerken und unweit der bayrischen Grenze Kuss stein, die
einzige wirkliche Festung des Landes Tyrol, das von Natur gleichsam zu
einem einzigen gewaltigen Bollwerke bestimmt ist.
Süd tyrol umfaßt hauptsächlich die Thäler der Etsch und Ei sack
nebst mehreren Nebenthälern. Beide Flüsse vereinigen sich unweit Botzen
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