1841 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Gründler, Friedrich Ernst
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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ein Leichnam war was sie hatten. Niemand erkannte ihn,
und Jedermann wunderte sich, als der Offizier, für den
man ihn hielt, verlangte, daß man den Todten wieder zum
Leben zu bringen suchen solle. Sogar reichte man ihm nur
lässige Hülfe, als er selbst den Leichnam vollends aus
dem Wasser zog, ihm die nassen Kleider abnahm, und
ihm Brust und Schläfe emsig rieb. Alle seine Mühe war
indeß vergebens. Sein Gefolge holte ihn indessen ein,
und unter diesem befand sich, außer dem Fürsten Wol-
chonsky und dem Grafen von Lieven, auch der erffte
Wundarzt des Kaisers, Dr. Weilly. Alle Bier vereinig-
ten nun ihre Bemühungen zu gleichem Zwecke. Der
Doktor erschöpfte alle Mittel seiner Kunst; der Kaiser
und die Andern hielten den Körper, und suchten die
Arme zu erwärmen. Drei Stunden hatten bereits die
Anstrengungen gedauert, als der Arzt erklärte, daß der
Ertrunkene ohne Hoffnung todt sei. Der Kaiser wollte
es immer noch nicht glauben, und befahl, eine Ader an
dem entseelten Körper zu öffnen. Und siehe, Alerander hatte
die unaussprechliche Freude, Blut fließen zu sehen, und
bald darauf einen leisen Seufzer zu hören. Der edle
Monarch rief unter größtem Entzücken aus: „Lieber
Gott! das ist der glücklichste Tag meines Lebens!" wo-
bei ihm Freudenthränen über die Wangen herabrollten.
Natürlich wurden nun die Bemühungen um den Un-
glücklichen verdoppelt, und der Kaiser verband ihn mit
seinem eigenen Taschentuche den Arm, wo ihm die Ader
geöffnet worden war. Dann ließ er ihn unter Dach
bringen, wohl versorgen, und gab ihm bei seinem Weg-
gehen alles Geld, was er so eben bei sich hatte, so wie
das Versprechen einer Pension für ihn und seine Fa-
milie, welche er auch gleich nachher erhielt.
33. Wer betet wider sich selbst?
Johannes, der Almosenpfleger, Bischof zu Aleran-
drien, war im sechsten Jahrhundert nicht aus der Klo-
ster-Zelle oder der Einsiedler-Klause zum Bisthum be-
rufen, sondern als er sich bereits in einem heiligen und