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1. Abth. 3 - S. 124

1841 - Leipzig : Fleischer
124 Sachen desto ruhiger und scharfer nachsinnen kann. Ja, was ist die finstre Nacht anders, als der Vorhang, den Du, mein Gott, um unser Bett gezogen hast, damit wir desto sanfter und im Frieden schlafen möchten; während Du selbst nicht schläfst noch schlummerst, son- dern, uns, wie eine Mutter ihr Kind, behütest. 12. Die geraubte Biene. Gotthold stand vor einem Bienenhause, und sahe mit Vergnügen, wie die fleißigen Thierchen ab- und zu- flogen, und meist beladen mit Blumenstaub heim kehr- ten. Da flog auf einmal eine große, gelbe Horniß da- her, der Bicnenwolf, der seinen Naub begierig suchte. Es war eben schon Abend geworden, und die Bienen hatten sich zur Abkühlung dicht um die Fluglöcher in Haufen gesetzt. Nun war es sehr ergötzlich, zu sehen, wie der grimmige Bienenfeind sich an keinen geschlosse- nen Haufen wagte, sondern, obschon er sich ihnen nä- herte, doch, wenn er die Bienen fest bei einander sitzend fand, immer wieder obne Beute umkehrte. Endlich kam eine einzelne Biene geflogen, welche sich vielleicht ver- spätet hatte; diese griff er sogleich an, fiel mit ihr zur Erde und verfuhr mit ihr nach seinem Gefallen. — Da dachte Gotthold: Welch ein groß Ding ist es doch um die Eintracht! Wäre diese Biene, die vielleicht vorwitzig sich zu weit gewagt, und dort verspätet hatte, mit den Andern vereinigt gewesen, ihr Feind hatte sie in Ruhe gelassen. Wie schlimm ist es doch, daß wir Menschen die Gefahr der Uneinigkeit so gering achten, da doch dein Seelenfeinde seine bösen Anschläge niemals besser gelingen, als wenn er uns durch Unfrie- den und Neid getrennt sieht. Ach, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig bei einander wohnen! (Ps. 133, 1.) 13. Das wohlangelegte Almosen. Gotthold hatte einem Armen aus Mitleiden etwas geschenkt. Ob er nun zwar mit seiner Gabe keinen
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