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1. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 90

1869 - Hildburghausen : Nonne
90 Alte Geschichte. Unterdrü- ckung der Verschwö- rung. Cicero. ner befand, der Verabredung gemäß aufheben und bekam durch die Briefe auch schriftliche Beweise von dem frevelhaften Unternehmen in die Hand. legte sie dem Senate vor (am 3. Dezember) und darauf wurden die Schuldigen, fünf an der Zahl, in Haft genommen. Die Sitzung des Senats hatte bis gegen Abend gedauert. Da eilte Cicero nach dem Markte, um dem Volke, welches ihn hier mit Ungeduld erwartete, das Ergebniß mitzutheilen (in der 3. Rede vom 3. Dezember). Mit Entsetzen vernahm die Menge, welchem Unglück sie entgangen sei, und pries den Muth und die Weisheit des Konsuls. Am 5. Dezember versammelte sich der Senat, um über das Schicksal der Gefangenen zu entscheiden. Die Senatoren stimmten für den Tod, bis die Reihe an Cäsar, den erwähl- ten Prätor, kam. Dieser erklärte, es sei gesetzwidrig und gefährlich, ohne förmlichen Prozeß auf Todesstrafe zu erkennen, und trug auf ewige Ge- fangenschaft an. Dagegen erhob sich Cicero in seiner vierten Rede und wurde von M. P. Kato (Iltieensis) kräftig unterstützt, so daß man die Todesstrafe beschloß. Dieselbe wurde sogleich im Kerker an den Verschwo- renen vollzogen. Mit den Worten: „Sie haben gelebt!" verkündigte Cicero dem Volke die Vollstreckung des Urtheils und ward von ihm, wie im Triumphe, nach Hause geleitet. Nun schritt man gegen Katilina mit Waffengewalt vor. Der Empörer fand in der Schlacht bei Pistoja *) nach muthvollem Kampf seinen Tod (62). 3. So war es Cicero gelungen, die Stadt aus einer großen Gefahr zu erretten. Ihm wurde ein Dankfest veranstaltet und auf Kato's Antrag sogar der ehrenvolle Namen „Vater des Vaterlandes" beigelegt. Dieses mußte einen: Manne schmeicheln, der nur ein Neuling (homo novus) und doch der erste Römer war, welchem dieser glänzende Titel beigelegt wurde. Markus Tullius Cicero war im Jahr 107 v. Chr. zu Arpi- num1), der Vaterstadt des Marius, geboren. Er stammte aus einem wohlhabenden Rittergeschlecht und erhielt von seinem Vater die erste Bil- dung. Früh zeigte er das Verlangen, „immer der Beste zu sein und empor- zustreben vor Allen". Zu Rom, wo er seit seinem zwölften Jahre von griechischen Lehrern weiteren Unterricht empfing, erregte er durch schnelle Fassungskraft und große Wißbegierde allgemeine Bewunderung. Als Jüng- ling legte er sich mit allem Eifer auf das Studium des bürgerlichen Rechts und der öffentlichen Beredtsamkeit. Bereits in seinem 26. Jahre gab er als Sachwalter glänzende Beweise seines Rednertalents. Seine erste Ver- thcidigungsrede war so überzeugend, daß der Angeklagte (Roscius) unter dem Beifall der Zuhörer freigesprochen wurde. Um seine Gesundheit zu kräftigen und sich weiter auszubilden, unternahm er (79) eine Reise nach Griechenland und später nach Kleinasien. In Rhoduö nöthigte er dem berühmten Redner Molo durch einen überaus herrlichen Vortrag die Worte ab: „Deine Landsleute, die Römer, haben uns Freiheit, Macht und Güter genommen, aber den Ruhm der Bildung und Beredtsamkeit haben sie uns doch nicht nehmen können; du führst uns auch diesen über das Meer hin- weg !" — Erst nach Sulla's Tode kehrte Cicero nach Rom zurück. Im 9 9 Pistoja, Stadt in Eturien, nordwestlich von Florenz. — Arpinum, Stadt in Latium, südöstlich von Nom.
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