1869 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: ,
- Hrsg.: Spiess, Moritz, Berlet, Bruno
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Höhere Bürgerschule, Volksschule, Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Alte Geschichte.
Unterdrü-
ckung der
Verschwö-
rung.
Cicero.
ner befand, der Verabredung gemäß aufheben und bekam durch die Briefe
auch schriftliche Beweise von dem frevelhaften Unternehmen in die Hand.
legte sie dem Senate vor (am 3. Dezember) und darauf wurden die
Schuldigen, fünf an der Zahl, in Haft genommen. Die Sitzung des
Senats hatte bis gegen Abend gedauert. Da eilte Cicero nach dem
Markte, um dem Volke, welches ihn hier mit Ungeduld erwartete, das
Ergebniß mitzutheilen (in der 3. Rede vom 3. Dezember). Mit Entsetzen
vernahm die Menge, welchem Unglück sie entgangen sei, und pries den
Muth und die Weisheit des Konsuls. Am 5. Dezember versammelte sich
der Senat, um über das Schicksal der Gefangenen zu entscheiden. Die
Senatoren stimmten für den Tod, bis die Reihe an Cäsar, den erwähl-
ten Prätor, kam. Dieser erklärte, es sei gesetzwidrig und gefährlich, ohne
förmlichen Prozeß auf Todesstrafe zu erkennen, und trug auf ewige Ge-
fangenschaft an. Dagegen erhob sich Cicero in seiner vierten Rede und
wurde von M. P. Kato (Iltieensis) kräftig unterstützt, so daß man die
Todesstrafe beschloß. Dieselbe wurde sogleich im Kerker an den Verschwo-
renen vollzogen. Mit den Worten: „Sie haben gelebt!" verkündigte
Cicero dem Volke die Vollstreckung des Urtheils und ward von ihm, wie
im Triumphe, nach Hause geleitet.
Nun schritt man gegen Katilina mit Waffengewalt vor. Der Empörer
fand in der Schlacht bei Pistoja *) nach muthvollem Kampf seinen
Tod (62).
3. So war es Cicero gelungen, die Stadt aus einer großen Gefahr
zu erretten. Ihm wurde ein Dankfest veranstaltet und auf Kato's Antrag
sogar der ehrenvolle Namen „Vater des Vaterlandes" beigelegt. Dieses
mußte einen: Manne schmeicheln, der nur ein Neuling (homo novus) und
doch der erste Römer war, welchem dieser glänzende Titel beigelegt wurde.
Markus Tullius Cicero war im Jahr 107 v. Chr. zu Arpi-
num1), der Vaterstadt des Marius, geboren. Er stammte aus einem
wohlhabenden Rittergeschlecht und erhielt von seinem Vater die erste Bil-
dung. Früh zeigte er das Verlangen, „immer der Beste zu sein und empor-
zustreben vor Allen". Zu Rom, wo er seit seinem zwölften Jahre von
griechischen Lehrern weiteren Unterricht empfing, erregte er durch schnelle
Fassungskraft und große Wißbegierde allgemeine Bewunderung. Als Jüng-
ling legte er sich mit allem Eifer auf das Studium des bürgerlichen Rechts
und der öffentlichen Beredtsamkeit. Bereits in seinem 26. Jahre gab er
als Sachwalter glänzende Beweise seines Rednertalents. Seine erste Ver-
thcidigungsrede war so überzeugend, daß der Angeklagte (Roscius) unter
dem Beifall der Zuhörer freigesprochen wurde. Um seine Gesundheit zu
kräftigen und sich weiter auszubilden, unternahm er (79) eine Reise nach
Griechenland und später nach Kleinasien. In Rhoduö nöthigte er dem
berühmten Redner Molo durch einen überaus herrlichen Vortrag die Worte
ab: „Deine Landsleute, die Römer, haben uns Freiheit, Macht und Güter
genommen, aber den Ruhm der Bildung und Beredtsamkeit haben sie uns
doch nicht nehmen können; du führst uns auch diesen über das Meer hin-
weg !" — Erst nach Sulla's Tode kehrte Cicero nach Rom zurück. Im 9
9 Pistoja, Stadt in Eturien, nordwestlich von Florenz. — Arpinum, Stadt
in Latium, südöstlich von Nom.