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1. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 173

1869 - Hildburghausen : Nonne
Frankreich und England. Die Jungfrau von Orleans. 173 In der höchsten Noth aber erhielt der König Karl unerwartet einen retten- den Helfer. 2. Es war den 1. März des Jahres 1429, als eine Jungfrau in männlicher Kleidung, von zwei Knappen und vier Dienern begleitet, in Karls Vh. Palast erschien und sich als die Befreierin Frankreichs ankün- digte. Sie hieß Johanna d'arc, war die Tochter ehrbarer Landleute Johanna in dem Dorfe Domremy I an der Maas, geboren 1412. Unter den Be- ^ ^rc 1 fchäftigungen ihres Standes war sie herangewachsen. Man rühmte ihre Sanftmuth, Frömmigkeit und Gottesfurcht; doch neigte sie sich zur reli- giösen Schwärmerei. Mit tiefem Schmerz erfuhr sie das Elend ihres Vater- landes, und die Sehnsucht nach Besserung des Zustandes verband sich mit den frommen Gefühlen ihres Herzens, das nur von Gott Hülfe zu hoffen sich gewöhnt hatte, so lebendig und so innig, daß ihr himmlische Gestalten erschienen, von denen sie aufgefordert wurde, Orleans zu entsetzen und den Dauphin zur Krönung nach Rheims zu führeu. Von diesem Glauben ge- trieben, wandte sich das 17jährige Mädchen an Baudricourt, den Be- fehlshaber der benachbarten Stadt Vaucouleurs, und ward von ihm an das Hoflager in Chinon, unweit Orleans, gesendet. Und ohne Furcht trat sie hier vor den König und sprach in prophetischem Tone: „Wohledler Dau- phin, ich bin Johanna die Magd. Mir ist vom Himmel der Auftrag ge- worden, Eure Feinde von Orleans zu vertreiben und Euch nach Rheims zu führen. Dort werdet Ihr, nehmt Ihr meine Dienste an, die Krone Frankreichs empfangen, die Euch gebührt." Obwohl sie nie vorher den König gesehen hatte, so soll sie ihn doch auf der Stelle aus den anwesen- den Hofleuten herausgefunden und ihm Geheimnisse entdeckt haben, die auf natürliche Weise kein Mensch außer ihm wissen konnte. Auch soll sie ein in der St. Katharinenkirche zu Fier-Bois befindliches Schwert, welches seit vielen Jahren ganz in Vergessenheit gerathen war, genau beschrieben und dasselbe begehrt haben. Solche und ähnliche Gerüchte verbreiteten sich unter das Volk. Man brannte vor Begierde, das Wundermädchen zu sehen, welches Gott sich zur Rettung Frankreichs auserkoren habe. Da erschien Johanna auf einem prachtvollen Streitrosse, im Angesicht einer ungeheuren Volksmenge, von der sie mit lautem Zuruf begrüßt ward. Vor ihr her ward ein Banner getragen, auf welchem der Allmächtige, den Erd- ball haltend, von Lilien und zwei knienden Engeln umgeben, abgebildet war und worauf der Name stand: „Jesus, Maria". Sie erschien den Zuschauern als ein überirdisches Wesen, und begeistert griff man zu den Waffen. An der Spitze des Heeres eilte die Jungfrau gen Orleans, um der hartbedrängten Stadt Lebensmittel und Mairnschaften zuzuführen. Zuvor jedoch stellte sie unter den Soldaten Zucht und Ordnung her, daß diesel- den der Hilfe Gottes würdig seien: alle mußten beten, beichten und sich dem Schutze des Himmels empfehlen. Fast ohne Widerstand kam man vor Orleans und gelangte, während die Belagerten einen Ausfall machten, sammt der Zufuhr am 29. April 1429 glücklich in die Stadt. Mit lau- Einnahme tem Jubel wurde Johanna empfangen. Ihr erster Gang war nach derv- Orleans. Kirche, um Gott zu danken; dann begab sie sich nach dem herzoglichen Pa- *) *) Domremy, Dorf in Lothringen, am linken Ufer der Maas.
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