1869 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: ,
- Hrsg.: Spiess, Moritz, Berlet, Bruno
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Höhere Bürgerschule, Volksschule, Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
234
Neue Geschichte.
August Ii. unter der Bedingung zum König, daß er zur katholischen Kirche übertrete.
^ Sachsen Die tumultuarischen Austritte des polnischen Reichstages aus dieser Zeit,
^"'^welche jebe Berathung erfolglos machten, sind sprichwörtlich geworden.
Die Krone mußte im eigentlichen Sinne des Wortes .erkauft werden, und
auch Augustus Ii. hatte sich dieselbe viel Geld kosten lassen. Aber trotz
der großen Opfer, die er gebracht, konnte er nur wenig mehr als die
Ehre des Königsnamens erlangen. Und selbst diese Ehre wurde ihm be-
stritten , als der schwedische König Karl Xii. einen Einfall in das
Königreich Polen machte und einen Theil der Stände im Jahre 1705
Stanislaus veranlaßte, den Starosten Stanislaus Leszinski zum König von
Leöziiisti. Polen auszurufen. Der Schwedenkönig zog darauf nach Sachsen und
nöthige August Ii. im Frieden zu Altranstädt (24. Septbr. 1706), auf
die polnische Krone zu verzichten und seinen Gegner Leszinski anzuerken-
nen. Erst nach Karls Xii. Niederlage bei Pultawa (1709) kam August
Ii. wieder in Besitz des polnischen Thrones.
2. Nach dem Tode August's Ii. (1733) entstand der polnische
Erbfolgekrieg, in welchem Stanislaus Leszinski (der als Flüchtling
sich lange im Elsaß unter ärmlichen Umständen Herumgetrieben hatte, bis
er durch die Vermählung seiner Tochter mit König Ludwig Xv. aus al-
August Iii. ler Noth kam) und August Iii., der Sohn August's Ii., um die Krone
73o 63. Ritten. Durch Rußlands und Oestreichs Einfluß wurde endlich (1735)
August Iii. als König von Polen anerkannt, wogegen Stanislaus das
Herzogthum Lothringen, jedoch unter der Bedingung erhielt, daß es nach
seinem Ableben an Frankreich fiele. Nun war Friede bis zum Tode Au-
gust's Iii. (1763). Da aber verlangte Katharina Ii. von Rußland, die
Ponía- Polen sollten Stanislaus Poniatowski, der früher Gesandter
lowsky in Petersburg gewesen und ihr ganz ergeben war, zum Könige wählen.
b4* Zur Unterstützung ihres Verlangens ließ sie russische Truppen in Polen
einrücken und erzwang so die Erwählung Poniatowski (1764). Mit die-
ser gewaltsamer Beeinflussung der Wahl beginnt die Leidensgeschichte Po-
lens. Der größere Theil des polnischen Adels war unzufrieden mit der
getroffenen Wahl, griff zu den Waffen und entzündete einen Bürgerkrieg
Bar 1768. (Konföderation zu Bar *) 1768), der mehrere Jahre fortdauerte. Indeß
überzeugte sich Katharina Ii. immermehr, daß man sich in Polen nur zu
bücken brauche, um ein Stück Land aufzuheben. Auch Preußen, das Pom-
mern mit seinen' östlichen Ländern in geographischen Zusammenhang zu
bringen wünschte, huldigte dieser Ansicht. Friedrich der Große schickte des-
halb seinen Bruder Heinrich nach Petersburg, und hier ward nun die
Theilung Polens verabredet. Damit Oesterreich aber nicht etwa dazwischen
träte und den Polen beistände, so wurde auch dieses zur Theilung freund-
schaftlich eingeladen. Der Kaiser Franz I. der kaum mehr als den Kai-
sertitel geführt hat, wählend alle Macht in den Händen seiner Gemahlin,
der berühmten Maria Theresia, blieb, war im Jahre 1765 gestorben,
und sein Sohn Joseph Ii. an seine Stelle getreten. Dieser sowohl
als sein erster Minister, der Fürst Kaunitz, wurden zu dem angesuchten
Beitritte leicht vermocht; nicht so leicht aber Maria Theresia, die das
------------ »
i) Bar, ©tabt in Podolien, an einem von Westen kommenden Nebenflüsse des
Bug.