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1. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 240

1869 - Hildburghausen : Nonne
240 Neue Geschichte. fast alle Staaten des europäischen Kontinents überfluthete, war schon lange Zeit, ehe lie (14. Juli 1780) zum Ausbruch kam, vorbereitet und angebahnt. Ludw. Xiii. Unter Ludwig Xiii. (1610 — 43) hatte der Minister Richelieu auf 1610 —43. die Unumschranktheit des Königthums hingearbeitet. Nach demselben Ziel hatte darnach der Kardinal Mazarin gerungen, welcher während der Min- Ludw.xiv. derjährigkeit Ludwig's Xiv. die Verwaltung führte. Und als Ludwig Xiv. 1643-1715. (1643 — 1715) selbst das Regiment übernahm (1361), so kennzeichnete Absolutes- er feine absolutistische Stellung durch den Ausspruch: I'etut e'est moi. mus. Die Regierung dieses Monarchen war eine fast ununterbrochene Kette von Kriegen, welche zwar Frankreichs Wafsenruhm und politische Stellung ungemein hoben, aber auch dem Lande eine ungeheuere Schuldenlast auf- bürdeten. Des Königs Prachtliebe, seine großartige Bauten, seine üppi- gen Hosfeste, die bedeutenden Summen, welche er an seine Maitressen verschleuderte, verzehrten gleichfalls die Kräfte des Staates und gaben außerdem dem Volke ein verderbliches Beispiel. Bei seinem Tode betru- gen die Staatsschulden schon 1000 Millionen Franken und waren noch immer im Steigen. Ludwigxv Da der Thronerbe Ludwig Xv. (1715—74) erst 5 Jahre alt war, 1715 —74. so führte der Reffe des verstorbenen Königs, der Herzog von Orleans, bis 1723 die Regentschaft. In dieser Zeit stieg das zügellose Leben des Hofes auf eine unbeschreibliche Höhe und übte auf die öffentliche Sittlich- keit den verderblichsten Emsluß. — deicht besser wurde es, als Ludwig Sittenlosig- Xv. selbst die Regierung übernahm. Er war nur auf Befriedigung sei- keil. ner Leidenschaften bedacht und überbot in der Schamlosigkeit sogar noch seine Vorgänger. Minister und Frauen hatten die Herrschaft in den Hän- den und schalteten und walteten nach Gutdünken. Sie verwickelten Frank- reich in Kriege (den Land- und Seekrieg 1756 — 63), vertrauten deren Führung unfähigen Leuten an und ließen so zu der Sittenverderbniß da- heim noch die Unehre auf dem Felde kommen. In der Schlacht bei Roß- bach zeigte es sich, daß die Kreaturen der Pompadour den französischen Verlust des Fahnen nur Schmach bereiteten. Seit dieser Zeit war der Glanz kriege- Waffen- reschen Ruhmes, allezeit der Franzosen höchstes Ziel, verblichen und ge- ruhmes. schwunden. Auch gingen in diesen Kriegen die meisten Kolonien verloren, Schulden- während sich die Staatsschuld ungemein vermehrte, so daß sie bei Lud- tast. wigs Xv. Tod 4000 Millionen Franken betrug. 2. Aber alle diese Uebelstände würden nicht im Stande gewesen sein, Ludw. Xvi. unter Ludwig Xvi. (1774—92) eine vollständige Staatsumwälzung (Re- 1774 —92. volution) hervorzurufen, wenn nicht noch tiefer liegende Schäden, die in dem gänzlich unterwühlten Boden des französischen Kirchen- und Staats- thumes wurzelten, hinzugekomtnen wären. Zwei mächtige Träger waren es, auf denen der stolze Bau des mittel- alterlichen Staates beruhte: die Hierarchie und das Lehns- oder Feudalwe- sen. Der Besetz von Grundeigenthum allein gab Berechtigung, dem einen oder andern Stamme des majestätischen Doppelbaues anzugehören. Prie- sterliche und adelige Grundherren waren die alleinigen Glieder des Ge- meinwesens, die Könige ihre Häupter, denen sie Gehorsam und Lehns- pflicht leisteten, die Geistlichen noch mit besonderem Vorbehalt ihrer kirch- lichen Verpflichtungen gegen Rom. Das Sinken der Hierarchie, die Auf-
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