1907 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Kornrumpf, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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1756 mit 70000 Mann in drei Heersäulen die sächsische Grenze, besetzte
Leipzig, Torgau, Wittenberg und das vom Kursürsten verlassene
Dresden und ordnete, da August Iii. das vorgeschlagene Freundschafts-
bündnis zurückwies, eine preußische Landesverwaltung in Sachsen an. Dieses
Landes wollte sich Friedrich als einer Vormauer gegen Böhmen versichern
und dadurch den Krieg in Feindesland wälzen. Die Vorratshäuser des
srrichtbaren Landes wurden den preußischen Heeren geöffnet; Waffen und
Geschütz wanderten nach der Festung Magdeburg; die Steuern und alle
öffentlichen Einnahmen wurden für Friedrich in Beschlag genommen. Dadurch
sicherte er sich die Hilfsquellen des reichen Landes. Das sächsische Heer,
17000 Mann stark, bezog eine feste Stellung bei Pirna, wo es von
Friedrich eingeschlossen wurde, während der Kurfürst und sein Minister Brühl
aus der unüberwindlicheu Festung Königstein eine sichere Zuflucht suchten.
Friedrichs Einfall in Sachsen, mitten in Friedenszeit, hatte überall die
größte Aufregung hervorgebracht. Der Kaiser Franz I., der Gemahl Maria
Theresias, stellte ihn als einen Bruch des deutschen Landfriedens dar, forderte
in einem Schreiben Friedrich Ii. auf, von seiner unerhörten, höchst frevel-
haften und sträflichen Empörung abzulassen, dem Kurfürsten August alle Kosten
zu erstatten und still und ruhig nach Hause zu gehen, während er allen
Generalen in des Königs Heer befahl, ihren gottlosen Herrn zu verlassen und
seine entsetzlichen Verbrechen nicht zu teilen. Als Antwort darauf veröffent-
lichte Friedrich die gegen ihn geschmiedeten Pläne, denen er durch seinen
Einfall in Sachsen nur habe zuvorkommen wollen.
Friedrich hatte den Plan gehabt, nach der Überrumpelung und Besetzung
Sachsens auch Böhmen in raschem Zuge zu nehmen. Allein die zähe Stand-
haftigkeit der sächsischen Armee, die in ihrer festen Stellung bei Pirna
nur durch Hunger zur Übergabe gezwungen werden konnte, vereitelte diesen
Plan. Inzwischen rückte der österreichische Feldmarschall Brown mit einem
stattlichen Heere zur Befreiung der Sachsen aus Böhmen heran, und Friedrich
mußte mit dem einen Teil seiner Truppen ihm entgegengehen, während der
andere Teil die Sachsen bei Pirna festhielt. Bei Lobositz, im nörd-
lichen Böhmen an der Elbe gelegen, traf Friedrich am 1. Oktober 1756
mit etwa 24000 Mann den etwas stärkeren Feind in einer heißen Schlacht.
Nach sechsstündigem Kampfe hatten die Preußen ihr Pulver und Blei ver-
schossen, da gingen sie dem Feinde mit gefälltem Bajonette zu Leibe und
nahmen mit stürmender Hand das brennende Lobositz. Während Friedrich
selbst bekannte, daß er nicht mehr die alten Österreicher vorgefunden habe,
rühmte er in einem Schreiben an Schwerin von seinen Truppen: „Seit ich
die Ehre habe, die Truppen zu befehligen, habe ich nie solche Wunder der
Tapferkeit gesehen." Aber die Österreicher zogen sich unversolgt zurück, ja